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Jenenser Studentenalbum im Umkreis von E. T. A. Hoffmann und E. M. Arndt

[Album amicorum]. Album amicorum des Karl Gottfried Weber (1780-1859) aus Steinwenden.

Zumeist Jena (sowie vier Einträge aus Steinwenden), 1798-1800 & 1806.

268 (statt 284) num. SS. mit 176 Eintragungen. Lederband der Zeit mit Rücken- und Deckelvergoldung. Dreiseitiger Goldschnitt. Buntpapiervorsätze. Qu.-8vo.

Der Stammbucheigner K. G. Weber war der älteste Sohn des Steinwendener Pfarrers Johann Karl Weber (1738-1800), des führenden Vertreters des pfälzischen Physiokratismus und Gegenspielers des Goethefreundes Heinrich Jung-Stilling. Als 17-jähriger Student hat sich Weber am selben Tag wie sein jüngerer Bruder, Ludwig Christian Wilhelm Weber (1783-1830), nämlich am 23. April 1798, in der Matrikel der Universität Jena eingetragen und gehörte - gemeinsam mit seinem Bruder und mehreren Dutzend weiteren Einträgern in diesem Stammbuch - zu den Mitunterzeichnern der beiden studentischen Petitionen zur Wiederanstellung Fichtes in Jena von 1799/1800, die von Herzog Karl August abgelehnt wurden. Das Stammbuch enthält eine Vielzahl prominent gewordener Einträger und gibt mit seinem eng gedrängten Entstehungszeitraum einen ausgezeichneten Einblick in die intellektuelle Aufbruchsstimmung in Jena nach Fichtes Abgang.

Von größter Seltenheit sind die Einträge des Dichters Gotthard Christian August Thieme (1780-1860: "Immer fidel Herr Bruder, bis dort oben der große Commersch angeht", 239, mit Zeichnung gekreuzter Degenklingen) und des Naturforschers Friedrich August Gebler (1781-1850: "Mit Männern sich geschlagen / Mit Mädchen sich vertragen / Und mehr Credit, als Geld / So kommt man durch die Welt", 158). Daneben finden sich auch Einträge von Personen aus dem Umfeld von E. T. A. Hoffmann (Carl Friedrich Speyer: Schillers "Zwey Tugendwege", 127), von Ernst Moritz Arndt (Johann Friedrich Hindrichs: "Adam war der einzige Ehemann, der mit völliger Gewißheit wußte, daß er Evchen als Jungfer in seine Arme schloß. Anmerk.: Die Gelehrten streiten sich darüber, ob er einen Nabel gehabt, weil er von keinerm Weibe geboren ward", 96), oder von Clemens von Brentano (Carl Friedrich von Mülmann: Horazzitat, 95). Einige Einträger werden in Goethes Tagebuch und/oder im Briefwechsel Goethes mit Schiller und anderen erwähnt (so etwa der Entomologe Carl Friedrich Posselt); ein Einträger (der Advokat Friedrich Wilhelm Rupp: "Der Kuss, den mir die blühende Tochter giebt [...]", nach Hölty; 151) war Taufpate der Geschwister von Karl Marx, ein anderer der Täufer von Georg Büchner (Johann Jacob Wiener: "Laß dich vom Teufel bei Einem Haare faßen, und du bist sein", 111), wieder ein anderer der akademische Lehrer Büchners an der Universität (Georg Friedrich Wilhelm Balser: "Sanftmuth ist die schönste Perle im Kranze weiblicher Tugend", 64). Es finden sich zahlreiche bekannte Politiker aus Baden, aber auch der langjährige Bürgermeister Weimars, Carl Schwabe (mit einer Traumanekdote, 205), der mit der mehrfachen Bestattung/Umbettung von Schillers Gebeinen bekanntgeworden ist.

Aufgrund des Todes seines Vaters am 18. Mai 1800 beendete Weber seine Jenenser Studien und übernahm gemeinsam mit seinem Bruder die Stelle in Steinwenden. Er war später eng befreundet mit dem Mitinitiator des Hambacher Festes, Philipp Jakob Siebenpfeiffer, sowie mit Johann Wirth; die bayerische Regierung leitete eine Untersuchung gegen ihn ein. Sein Sohn Carl David Weber wanderte in die USA aus, wo er die kalifornische Stadt Stockton gründete.

Das vollständige Register enthält 165 Namen; 11 der aufgeführten Einträge fehlen, 22 der Einträge nicht im Register erfasst. Es fehlen die Seiten 21f., 35-38, 43f., 51-54, 65f., 81f., 115f., 123f., 137f., 145f., 165f., 183-186, 201f., somit 16 Blätter mit insgesamt 11 Einträgen (lt. Register).

Einige wenige Blätter gelockert oder lose; der hübsche Einband von sehr schöner Erhaltung. Gesamtverlistung der Einträger auf Anfrage.