Breitkopfs Hausexemplar

Sperontes [d. i. Scholze, Johann Sigismund]. Singende Muse an der Pleisse in 2 mahl 50 Oden, der neuesten und besten musicalischen Stücke mit den darzu gehörigen Melodien zu beliebter Clavier-Übung und Gemüths-Ergötzung. Nebst einem Anhange aus J. C. Günthers Gedichten.

Leipzig, [Breitkopf] auf Kosten der lustigen Gesellschafft, 1741.

Gest. Titel, doppelseitiger Kupfertitel (Ansicht von Leipzig), (102) SS. mit gest. Noten im Text. Halbpergamentband der Zeit in neuer Halbleinenkassette. Beiliegend die in Halbpergament ausgeführte Faksimileausgabe der EA (Leipzig 1964). 8vo.

 12.500,00

Dritte Ausgabe, weitgehend identisch mit dem 1736 erschienenen Erstdruck. Wichtiges Quellenwerk für die Geschichte des Liedes in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das die Liedkunst der Wiener Klassik beeinflusst hat, und eine der ersten Musikausgaben der Verlags Breitkopf & Härtel. "Mit seinen gestochenen Titeln, den eingedruckten Noten und den vielen, oft ganz reizenden Holzschnitt-Vignetten ist es auch eine der buchkünstlerisch lieblichsten Erscheinungen der Zeit" (Kat. Mannheimer 5, 1398, zur vorliegenden Ausgabe). Enthält das meist fehlende Frontispiz mit der doppelseitigen Ansicht von Leipzig und dem allegorisch überhöhtem Musizieren der adeligen Gesellschaft, auf der unter anderem die Thomaskirche, die damalige Wirkungsstätte von J. S. Bach, die Thomasschule, die Pleißepromenade und die Pleißenburg zu sehen sind (nach einer Vorlage von J. A. Richter gestochen von C. F. Boetius). 1742-45 erschienen noch zwei Fortsetzungen. Die herausgebende "lustige Gesellschaft" war eine musikpraktische studentische Leipziger Gruppe des frühen 18. Jahrhunderts, der auch der schlesische Lyriker Johann Christian Günther angehörte. Die Identifizierung des stets nur unter seinem Pseudonym publizierenden Autors J. S. Scholze (1705-50) gelang erst 1885 dem Musikwissenschaftler und Bachbiographen Philipp Spitta.

Einband berieben mit kleinen Fehlstellen im Bezug, Ecken bestoßen. In den Rändern leicht gebräunt. Exemplar aus der Hausbibliothek des Verlags Breitkopf & Härtel mit deren Stempel am Titel; am vorderen Innendeckel Exlibris des Leipziger Verlegers Oskar von Hase, ausgebildet bei Breitkopf & Härtel und 1875-1901 Vorsitzender des Vereins der deutschen Musikalienhändler, sowie späterer Stempel des Musikwissenschaftlers Dr. Werner Danckert.

Literatur

RISM, S. 372. MGG XII, 1037. Eitner IX, 225. Hirsch III, 1078. Faber du Fauer 1759. Wolffheim II, 2439. Vgl. Hayn/G. IV, 128 ("Enorm selten!"). Nicht in der Sperontes-Sammlung von J. Voerster ("Unzweifelhaft gehören die Sperontes-Ausgaben zu den seltensten Musikdrucken überhaupt").

Art.-Nr.: BN#48007 Schlagwort: