Prachtvoll erhaltenes barockes Album amicorum

[Album amicorum des Martin Ziegler]. Ara mnemoneutica [...] in gratiam Martini Ziegler Transsilvani, Patricii Stephanopolitani Anno M.DC.XXC.

Wittenberg, Leiden, Dresden, Leipzig, Königstein etc., 1680-1703.

Qu.-8vo (ca. 100 x 160 mm). Wappenaquarell umgeben mit Sinnspruch, Titel mit aquarellierter Staffage, 5 (3 blattgroße) Zeichnungen, 1 gest. Wappen und 181 hs. Eintragungen auf ca 300 Blatt. Lederband der Zeit mit goldgepr. Deckelbordüren, Stehkantenvergoldung, reicher Rückenvergoldung, goldgepr. Schnitt mit floraler Punzierung, Vorderdeckel mit goldgepr. Initialen "MZCT" und Datum "1680" (gering beschabt).

 15.000,00

Barockes Stammbuch von tadelloser Erhaltung, welches insbesondere die Studienjahre des aus Kronstadt stammenden Martin Ziegler ausführlich dokumentiert. Mit Eintragungen etlicher bedeutender Männer, besonders was den Universitätsbetrieb in Wittenberg in den 1680er Jahren betrifft. So folgen auf den ersten Eintrag von "Ulricus Comtes a Kinsky et Tettau" (datiert 12. April 1685; wohl Franz Ulrich Graf Kinsky, 1634-99, böhmischer Diplomat und Staatsmann) Wittenberger Professoren wie u. a. Abraham Calovius (1612-86), Johannes Andreas Quenstedt (1617-88), Johannes Deutschmann (1625-1706), Werner Theodor Martini (1626-85), Caspar Ziegler (1621-90), Conrad Samuel Schurzfleisch (1641-1708), Constantinus Ziegra (1617-91), Georg Caspar Kirchmaier (1635-1700), Michael Strauch (1635-1709) und Balthasar Stolberg (1640-84). Weiters finden sich auch etliche Gelehrte aus Leipzig und Leiden, z. B. Georg Lehmann (1616-99), Johannes Benedictus Carpzov (1639-99), Valentin Alberti (1637-87), August Pfeiffer (1640-98), Adam Rechenberg (1642-1721), Gottfried Nicolaus Ittig (1645-1719), Jacobus Trigland der Jüngere (1652-1705), Frederik Dekkers (1644-1720) und Jacobus Gronovius (1645-1716). Weiters Einträge von Studienkollegen und Herren aus Dresden (Christoph Bernhard, Komponist, Kapellmeister und Musiktheoretiker), Magdeburg (Christian Scriver, Kirchenlieddichter, Erbauungs- und Volksschriftsteller), Hamburg (Joachim F. Gerstenbüttel, Kantor des Johanneums und Direktor von fünf Hauptkirchen), Jena (Joachim Andreas Danz, lutherischer Theologe und Orientalist), Magdeburg (Balthasar Kindermann, Theologe und Dichter), Erfurt (Christoph Klesch, Theologe und Lyriker), Kronstadt (Georg Wilhelm Löffelholz von Kolberg), Amsterdam, Bergfestung Königstein, und Buxtehude.

Martin Ziegler (geb 1660 in Kronstadt 1660, gest. 1716 in Brenndorf), Sohn eines Weißbäckers, besuchte das Gymnasium in Kronstadt und bezog 1679 die Hochschule in Wittenberg. Nach nahezu zwölfjährigem Aufenthalt in der Fremde kehrte er in seine Vaterstadt zurück, "in welcher er am 21. Juli 1691 Lector und nach drei Jahren am 12. November 1694 Rector des Gymnasiums wurde. Dann zum Pfarrer in Tartlau ernannt, ward er eines sittlichen Vergehens wegen vom Burzenländer Capitel zur Vermeidung öffentlichen Ärgernisses seines Amtes enthoben, aber in seines Dienstnachfolgers Stelle candidirt und 1713 zum Pfarrer von Brenndorf gewählt, als welcher er schon drei Jahre später starb [...] Durch seine Forschungen und geschichtlichen Aufzeichnungen hat sich aber Ziegler um seine Heimath sehr verdient gemacht" (Wurzbach).

Etwas gebräunt, mit Textabklatsch.

Literatur

Vgl. Wurzbach LX, 62.

Art.-Nr.: BN#48535 Schlagwörter: , , ,