Schutzmaßnahmen in Zeiten der Pandemie

[Emrich, Franz?]. Wie man sich zu Zeiten der Pestilentz fürsehen und erhallten möeg.

(Wien, Johann Singriener d. Ä.), 1540.

(36) SS. Moderner marmorierter Pappband. 4to.

 5.000,00

Sehr seltene Abhandlung: Zuschrift des Dekans und der Fakultät an den Wiener Magistrat, sie hätten auf Befehl der Regierung wegen der Pest, "so unns diß jars durch die Astrologey angezaigt", die Apotheken visitiert und stellten nun hier ihr Gutachten. Anschließend wird "von dem Wesen der Pest, ihren Ursachen, worunter Finsternissen und Kometen nicht vergessen sind, ihren Präservativ- und Curativmitteln gehandelt, und geschlossen" (Denis).

Als Verfasser kommen in Frage Crato von Krafftheim (1519-85) und Franz Emrich (1496-1560). Crato hatte gegen die Pest das "Electuarium salutis Cratonis" entwickelt, eine sehr geschätzte Mischung aus Theriak, Mithridat, Terra sigillata, Bolus armenus, Bezoar und anderen Gegenmitteln. Dass in der vorliegenden Schrift vom "Thyriackh" abgeraten wird (Bl. E2v), spricht eher für die Verfasserschaft Emrichs: Dieser war nach der Universitätsreform 1537 der führende Mann bei der Einführung der hippokratisch-galenischen Richtung der Medizin (unter gleichzeitiger Ablehnung der bisher favorisierten arabischen Autoritäten). Er "vertrat als erster in Wien die neue Richtung einer diätetischen, hippokratischen Medizin" (Schönbauer 74). Das Kapitel über "Speyß und Trannckh" beginnt denn auch mit einer Lobpreisung Galens. Emrich verfasste unter Nennung seines Namens 1554 einen "Ratschlag zu Verhüetung pestilentzischer Ansuechung".

Etwas gebräunt bzw. fingerfleckig; teils knapp beschnitten.

Literatur

VD 16, ZV 28156. BNHCat W 177. Denis, S. 398, Nr. 416. Lesky 710. Nicht bei Durling, Adams oder BM-STC German.

Art.-Nr.: BN#49323 Schlagwörter: ,