Early Egyptian Astronomy in a Deluxe Binding

Seyffarth, Gustav. Beitraege zur Kenntniss der Literatur, Kunst, Mythologie und Geschichte des alten Aegypten. Erstes Heft: Bemerkungen ueber die Aegyptischen Papyrus auf der Koeniglichen Bibliothek zu Berlin.

Leipzig, J. A. Barth, 1826.

X, 42 SS. Mit 4 lithogr. Falttafeln.

(Beigebunden): Beitraege [...] Zweites, Drittes, Viertes, Fünftes Heft. Systema Astronomiae Aegyptiacae Quadripartitum. Ibid., 1833. XXX, 445, (10) SS. Reihentitel sowie Separattitel zu Heft II (die übrigen in der Paginierung). Mit koloriertem Frontispiz und 10 großen Falttafeln, alles lithographiert. Geglätteter roter Maroquinband der Zeit mit reicher Vergoldung und Deckelblindprägung im Romantikerstil, grünen Lackpapiervorsätzen und allseitig punziertem Goldschnitt; am ersten Vorsatzblatt verso das Etikett des Leipziger Buchbinders Anton Stumme. 4to (205 x 260 mm).

 18.000,00

Prachtexemplar der ersten fünf Hefte von Seyffahrts monographischen "Beitraegen" zur Ägyptologie, zwei weitere folgten bis 1840. Der Text ist hier auf starkem geglätteten Vélinpapier aus Basel gedruckt, das erste mit dem Stempelwasserzeichen von Heinrich Oser im Bogenrand, die übrigen von Thurneisen. Für die Folio-Tafeln des Quadripartitum wurde Whatman-Vélin verwendet. Der aufwendig und sorgfältig verzierte Luxuseinband stammt laut Etikett von Anton Wilhelm August Stumme (1804-67), der seit 1828 der Leipziger Buchbinder-Innung angehörte. Stumme ist einerseits als Auflagenbinder für Brockhaus nachweisbar (Eckermanns Gespräche mit Goethe, 1836), andererseits fertigte er 1840 das Prachtalbum der Innung zur vierten Säkularfeier des Buchdrucks, wie die "Welt- und National-Chronik Der Adler" berichtet (Jg. III, 1250). September 1840 und November 1841 leistete Robert Schumann Zahlungen an Stumme (Haushaltbücher, S. 161, 200 & 920). Ungewöhnlich für einen säkularen Einband der Zeit ist die umlaufende Schnittpunzierung.

Seyffarth (1796-1885) unternahm 1826-28 eine Studienreise zu den großen Ägypten-Sammlungen Europas. Das erste Heft der "Beitraege" ist das früheste beschreibende Verzeichnis der Berliner Papyri, die sich schon zu dieser Zeit und "bei dem ersten Anblicke durch ihre ausserordentliche Reichhaltigkeit und ihre vortreffliche Erhaltung" (S. 1) auszeichneten. Die Sammlung zählt heute zu den fünf größten weltweit. Auch die zusammengehörigen Hefte 2-5 beruhen auf Seyffarths Reiseerkenntnissen. Sie bilden ein Frühwerk zur altägyptischen Astronomie und ihrem alles durchdringenden Kultus. Teil I stellt mit einem "Conspectus astronomiae Aegyptiorum mathematicae" die Wissengrundlagen auf. Teil II verfolgt den kultischen Niederschlag als "Pantheon Aegyptiorum astronomicum". Teil III untersucht einschlägige, auf den Falttafeln abgebildete Zeugnisse: Sphaera oder Navicula astronomica (Paris), Zodiacus Tentyriticus (Paris), Zodiacus Taurinensis (Turin), Sarcophagus Sethi (London), Sarcophagus Ramsis (Paris), Monolithus Amosis (Paris), die altberühmte Mensa Isiaca (Rom), ferner einen Papyrus funeralis aus der ehemaligen Sammlung d'Hermand. Das kolorierte Frontispiz stellt astronomische Tiergestalten eines Papyri satyrici aus Turin zusammen. Der vierte Teil ist ein "Lexicon astronomico-hieroglyphicum" mit über 1300 kommentierten Bildzeichen in paßgenauem lithographisch-typographischem Doppeldruck. Die erste systematische Hieroglyphen-Typographie schuf ab 1836 der Leipziger Schriftgießer Friedrich Nies für Schwartzes Monumentalwerk "Das alte Aegypten", erschienen erst 1843. Seyffarth ließ sich von Nies 1840 eigene Typen für seine "Alphabeta genuina Aegyptiorum" anfertigen, das letzte Heft der "Beitraege".

Seyffarth war Gegner Champollions und dadurch in der zeitgenössischen Fachwelt isoliert. Seine Entdeckung der ägyptischen Mehrkonsonantenzeichen blieb unbeachtet und mußte von Lepsius wiederholt werden. Während des Turin-Aufenthaltes gelang Seyffarth die Restituierung des Königspapyrus, an dessen winzigen Fragmenten Champollion gescheitert war. 1842 begründete Seyffarth die ägyptologische Sammlung der Universität Leipzig, 1855 emigrierte er nach Amerika. Seine aus etwa 10.000 Abschriften und Durchzeichnungen bestehende Bibliotheca Aegyptiaca Manuscripta ist im Brooklyn Museum (Wilbour-Library) erhalten.

Bezug über den Ecken und Kapitalen berieben, kleine Kratz- und Druckspuren an den Deckeln, Schabspur im vorderen Innendeckel. Die Vélinpapiere mit typischer, vereinzelt auch kräftiger Stockfleckenbildung, das kolorierte Frontispiz wie stets gebräunt. Vier Tafeln im Falz eingerissen, eine tief, eine weitere mit kurzer bräunender Hinterlegungsspur verso. Ingesamt frisches, unbenutztes Exemplar in einem wohlerhaltenen Prachteinband.

Literatur

Ibrahim-Hilmy II, 229f. OCLC 38197857.

Art.-Nr.: BN#49444 Schlagwörter: , ,