Musil, Robert, Schriftsteller (1880-1942). Eigenh. Brief mit U.

[Berlin], "Pension Stern, Kurfürstendamm 217, 21. X. 1932.

¾ S. 4to.

 7.500,00

An den namentlich nicht genannten Franz Blei: "Der wahrhaftige Grund, warum ich Ihre beiden Briefe erst heute beantworte, ist der, daß man mir nicht die Zeit dazu läßt. Obwohl ich im Juni angekündigt hatte, daß ich nicht fertig werden könne, und die Versicherung bekam, daß man auf Grundlage der Zwischenveröffentlichung der einstweilen fertigen 600-700 Seiten, das Weitere ordnen werde, fand ich mich bei meiner Rückkehr in einer Situation des völligen Nichts. Ohne persönlichen bösen Willen, im Gegenteil bei persönlicher Anteilnahme, angesichts jener unpersönlichen kaufmännischen Theodizee, die sich einbildet, alles Üble rechtfertigen zu können. Um die moralische Wirkung beiseite zu lassen: ich habe vierzehn Tage lang überhaupt ohne Geld gelebt und lebe bis zum heutigen Tag noch ohne Sicherheit des nächsten Monats. Geld vom Verlag war nur unter der Bedingung zu bekommen, daß ich in drei Monaten mit dem Rest des Buches fertig wäre, was ich zurückweisen mußte [...] Ich stehe also unter einem Druck, der kaum und auf die Dauer sogar sicher nicht auszuhalten ist. | Denken Sie nicht an Deutschland, solange es möglich ist! [...]".

Musil und seine Frau Martha erlebten die Anfänge des nationalsozialistischen Regimes in der Berliner "Pension Stern" und zogen im Mai 1933 weiter nach Karlsbad, später wieder nach Wien, ehe sie - vor allem Marthas jüdischer Abstammung wegen - im August 1938 ins Schweizer Exil gingen.

Winzige Einrisse an den Rändern im Mittelfalz.

Art.-Nr.: BN#50070 Schlagwörter: ,