Gounod, Charles, Komponist (1818-1893). Eigenh. Brief mit U.

20, Place Malesherbes [Paris], 11. XII. 1882.

1½ SS. auf Doppelblatt. 8vo. Mit eh. adr. Kuvert.

 800,00

An die Mezzosopranistin und Gesangspädagogin Mathilde Marchesi mit der Bitte einen Probentermin mit ihren Schülerinnen Emma Nevada und Blanche Arral zu verschieben: "Je viens vous prier de remettre à l'ante [!] Jeudi (21 Xbre) la visite de vos deux chères filles (Blanche et Nevada) vers la même heure, 4 h - j'ai, jeudi prochain, une grande séance à laquelle je ne puis manquer; c'est l'execution du Prix de la Ville au Châtelet [...]".

Nach Stationen als Pädagogin an den Konservatorien in Wien und Köln ließ sich Mathilde Marchesi 1881 in Paris nieder um ihre eigene Gesangsschule zu eröffnen. Ihre mit Abstand berühmteste Schülerin war die australische Sopranistin Nellie Melba (1861-1931). Emma Nevada (1859-1940), die den Komponisten Ambroise Thomas heiraten sollte, und Blanche Arral (1864-1945) begannen nach ihrer Ausbildung bei Mathilde Marchesi ebenfalls erfolreiche Karrieren.

Charles Gounod, der selbst ein begabter Amateursänger und langjähriger Chorleiter in Paris und London war, befreundete sich in seinem letzten Lebensjahrzehnt mit Mathilde Marchesi und ihrem Mann, dem Bariton und Pädagogen Salvatore. Wie aus dem Brief hervorgeht, arbeitete er auch mit den Gesangsschülerinnen der Marchesi. Als Pädagogin schätzte Mathilde Marchesi Gounods Vokalmusik, da diese keine Überforderungen der menschlichen Stimme forciere. In ihren Memoiren schreibt sie zum Tod des Freundes: "On the 15th of October, 1893, the musical world sustained an irreparable loss in the death of Charles Gounod, and I personally lost in him a devoted friend. I am very fond of his light, flowing melodies, for they appeal to the heart, and are admirably suited to the human voice" [Marchesi and Music, S. 288].

Auf Briefpapier mit geprägtem Monogramm; gefaltet.

Art.-Nr.: BN#50604 Schlagwort: