English Bible Manuscript

[Biblia latina]. Lateinische Handschrift auf Pergament.

Nordfrankreich oder England?, um 1300.

440 Bll. (Lagenformel: a-f16, g18, h-x16, y12, zA-D16, E10; neuere Bleistiftfoliierung). 55 Zeilen, 2 Spalten (Schriftspiegel ca. 75 x 125 mm). Schwarze Perlschrift; Hervorhebungen in rot, Seitenüberschriften, Kapitelnummern, Rubriken und Lombarden in rot und blau, zahlreiche Initialen in rot oder blau mit ausladendem Federwerk in der Gegenfarbe. Rotbrauner Maroquinband auf 4 Doppelbünden mit ornamentaler Rückenvergoldung, die Deckel mit Eckfleurons, mehrfachen Fileten und Wappensupralibros (steigender Bock und Korngarbe im Geviert mit steigendem Löwen im Herzschild; nicht bei Olivier), vorn in Goldprägung datiert "1587". 4 Bindebänder (erneuert). 4to (150 x 195 mm). In maßgefertigter Halbmaroquinkassette.

 145.000,00

Komplette, sehr sorgfältig geschriebene Perlbibel in zierlicher gotischer Minuskel auf feinstem geschabten Pergament, vermutlich in England oder in englischem Auftrag entstanden. Dem Anfang ist wie gewöhnlich der Brief des Hieronymus an Paulinus vorgesetzt (53: "Frater Ambrosius [...] moriturum", Bl. 1r-3r), dann der Prolog des Hieronymus zum Pentateuch ("Desiderii mei [...] in latinum eos transferre sermonem. Amen"); hierauf folgt auf 4r der Text der Genesis. Auf das 2. Buch der Könige folgen mit dem Buch Jesaja (139v) die Prophetenbücher; ab 227r mit Hiob die Lehrbücher und Psalmen, ab 287v die Bücher der Chronik bis 2 Makkabäer; ab 351r das Neue Testament.

Die Seitenüberschriften und Schnörkel gelegentlich etwas angeschnitten, trotzdem noch ungewöhnlich breitrandig. Vereinzelte kleine Fehler im Pergament wurden von den Schreibern umgangen. In den breiten Rändern zahlreiche zeitgenössische und spätere Marginalien von anscheinend vier verschiedenen Händen (zum Teil ebenfalls gering angeschnitten), manche ganz außerordentlich zierlich und sorgfältig: eine misst auf 8 Zeilen nicht mehr als 10 Millimeter! Die früheren Anmerkungen dürften in einer englischen Hand des 15. Jahrhunderts abgefasst sein; mindestens eine (am unteren Rand von Bl. 41v) stellt einen Auszug aus dem Psalmenkommentar des englischen Mystikers Richard Rolle (gest. 1349 in Yorkshire) dar. Darüber hinaus weisen die Bleistriche, an denen etliche der frühen Marginalien in Miniaturschrift ausgerichtet sind, aber auch die für eine französische Bibel ungewöhnliche Reihenfolge der Bücher des Alten Testaments auf eine englische Provenienz des Bandes hin. Wie die kontinentalen Hände der späteren Marginalien zeigen, dürfte die Bibel gegen Ende des 15. Jahrhunderts nach Frankreich oder Deutschland gelangt sein.

Provenienz

Karl & Faber, Auktion 81 (1962), Nr. 3.

Zustand

Kapitale und eine Ecke des schönen Renaissance-Einbands fachmännisch restauriert. Die ersten und letzten Lagen angestaubt bzw. gebräunt, anfangs minimal wurmstichig, in den Rändern teilweise etwas wasserfleckig (gelegentlich stärker), vereinzelt Ein- und Ausschnitte im weißen Rand. Blatt 155 mit alt geklebtem Einriss im unteren weißen Rand, Bll. 310-323 sowie noch einige weitere Bll. stärker gebräunt und etwas knitterig, zumeist jedoch von ausgezeichneter Erhaltung.

Kat.-Nr.: 1 Katalog: Internationale Buchmesse Abu Dhabi 2022 Schlagwörter: ,