Mit zwei Illustrationen von Albrecht Dürer

Celtis, Conrad. Quatuor libri amorum secundum quatuor latera Germaniae [...].

Nürnberg, Sodalitas Celtica, 5. IV. 1502.

(8), X-LXXIII, (46 [statt 49]) Bll. Mit 9 ganzseitigen (statt 11 ganzs. und 1 dpblgr.) Holzschnitten (2 von Albrecht Dürer) und kl. Druckermarke, durchwegs im Handkolorit der Zeit. Neuerer Holzdeckelband mit braunem Lederbezug unter Verwendung des alten blind-, vorn auch goldgeprägten Deckelbezugs. Vorderdeckel mit goldgepr. Titelaufdruck "Conrad Cel. Amores / Norimb. Scrip.". 4to (193:252 mm).

 35.000,00

Seltene erste Ausgabe eines der schönsten und interessantesten deutschen Holzschnittbücher seiner Zeit. "Als Frucht der Erlebnisse während der zehnjährigen Wanderungen 1487/97 durch Deutschland erschien 1502 das Kaiser Maximilian I. gewidmete lyrische Hauptwerk des Celtis, 'Quatuor libri Amorum secundum quattuor latera Germaniae': vier kleine in sich geschlossene lyrische Liebesromane, zyklisch verbunden in architektonisch-gesetzmäßigem Aufbau, bebildert mit Holzschnitten Dürers und aus der Schule Michael Wolgemuts [...] Celtis gilt als der deutsche Erzhumanist. Er war die stärkste poetische Begabung der humanistischen Bewegung um 1500" (NDB III, 182f.).

Die "Amores" sind das zweite von nur zwei gesicherten Erzeugnissen der von Celtis ins Leben gerufenen und von Willibald Pirckheimer unterstützten "Sodalitas Celtica" (der Drucker selbst ist unbekannt). Zwei der Holzschnitte stammen von Dürer: eine Allegorie der Philosophie sowie die Dedikation (Präsentation des Buches an den Kaiser durch Celtis). "Die Seltenheit erhaltener Exemplare wie das Fehlen eines Faksimiles erklären, warum die 'Amores' als herausragendes Werk der Buchkunst im Sinne der Dürerschen 'Wiedererwachung' erst in neuerer Zeit wirklich gewürdigt worden sind" (Schoch/M./Sch.). Mitunter wird auch der Titelholzschnitt Dürer zugeschrieben; die übrigen, etwas gröberen, doch nicht weniger eindrucksvollen Holzschnitte werden verschiedentlich dem Atelier Wolgemuts, den beiden Peter Vischer, Hans Süss von Kulmbach oder schlicht einem "Celtis-Meister" zugewiesen.

Es fehlen das Bl. IX (b1) mit der Elegia prima (ersetzt durch ein weißes Blatt), das unnumerierte Doppelblatt zwischen m2 und m3 mit der Ansicht von Nürnberg nach Schedel und rückseitig den drei Wappen von Nürnberg, sowie das Schlussblatt r6 mit ganzseitigem Holzschnitt von Daphne und Apollo (ersetzt durch ein weißes Blatt). Die vorhandenen Holzschnitte in besonders schönem zeitgenössischem Kolorit; Kolophon und Druckermarke ebenfalls alt koloriert und mit kleiner Fratze geschmückt. Gedruckt auf kräftigem, sehr breitrandigem Bütten. Einige Bll. gegen Ende im w. Rand leicht wasserrandig, sonst nahezu fleckenfrei. Titel alt im Rund gestempelt "EB" und mit angesetzter unterer Ecke (geringer Bildverlust); die Bll. p8r und r5v ebenfalls im w. Rand gestempelt. Die letzten Lagen mit unbedeutenden Wurmspuren im Bug.

Gegenüber dem Exemplar Hartmann Schedels in der BSB München weist das vorliegende in der ersten Lage mehrere Satzvarianten auf, z. B. a3r, Überschrift: "Ad Maxmil. Regem" (BSB: "Ad Maxmyl. Regem:"); a4v, Überschrift: "Panegyri: Pars Prima" (BSB: "Panegyr. Prima Pars"); a5v, Zeile 1: "interuisse carmia & quae castas inoce[n]tu[m] adolesce[n]tiu[m]" (BSB: "centuadolesce[n]tiu[m] aures ledat & iebriet. Fatebimur") usw. Unsere Varianten entsprechen dem Exemplar der SSB Augsburg aus dem Besitz des Daniel Carnerius.

Provenienz: Hartung & Karl 53 (1986), Nr. 617.

Literatur

VD 16, C 1911. IA 135.114. Brunet I, 1730 & Suppl. I, 231. Dodgson I, 264 & 279ff. Ebert 3903. Graesse II, 101. Meder 244f. Murray 106. Muther 459 & 835. Panzer VII, 441, 17. Proctor 11029. Reske/Benzing 660. Schoch/M./Sch. 269. Strauss 66-68. Nicht bei Adams.

Art.-Nr.: BN#51001 Schlagwörter: , ,