Neumann, Wilhelm, katholischer Priester und Konvertit (1801-?). 3 eigenh. Briefe mit U.

Hamburg, 1847 und 1848.

Zusammen (2+3+3 =) 8 SS. auf 3 Doppelbll. 4to und 8vo. Davon 1 Brief mit eh. Adresse verso (Faltbrief) und papiergedecktem Siegel.

 1.800,00

Zeitdokumente eines österreichischen Konvertiten zur Zeit der Revolution von 1848. Alle Briefe sind an den in Berlin ansässigen Konvertiten Dr. Przibil gerichtet. Nach dem Ausstieg aus einem kaufmännischen Geschäft befindet sich Neumann bald in einer schwierigen ökonomischen Situation in Hamburg und bittet Przibil um Unterstützung bei einer geplanten Übersiedlung nach Berlin: "Unordnungen die ich in dem kaufmännischen Geschäfte hier, dessen Mitinhaber ich vor nicht langer Zeit geworden bin, bei meiner Rückkunft von der Reise, welcher ich die Ehre und Freude Ihrer hochschätzbaren Bekanntschaft zu danken habe, wahrgenommen, bestimmten mich um mein Gewissen nicht zu beschweren aus der Theilnahme an demselben auszutreten, was ich denn auch, freilich mit schmerzlichen Opfern, jüngst ins Werk gesetzt habe. Ich erlaube mir in Folge dessen von Ihrer freundlichen Zusage Gebrauch zu machen und Sie herzlichst zu bitten, daß Sie mir zu irgend einer Stellung freundlichst verhelfen wollen die mich beschäftiget und den nothwendigsten Unterhalt mir gewährt. Ich bin durchaus nicht wählig, halte Nichts zu gering für mich, brauche nicht viel, und werde gewiß mit Umsicht, Eifer, Treue, Hingebung mich dem widmen was mir übertragen werden will [...]" (4. XII. 1847).

Nach einer offenbar ernüchternden Antwort bekräftigt Neumann seinen Wunsch, nach Berlin zu übersiedeln (20. II. 1848): "Mit schwerem Kummer habe ich bisher den Winter verwunden und mit empfindlichen kaum je wieder hereinzubringenden Opfern die Erfahrung gemacht, daß hier in Hamburg auch nicht das allerbescheidenste Glück für mich erblühen werde, daß ich solches vielmehr anderwärts suchen müsse. Diese Erfahrung und neuerliche Verluste lenken meine Gedanken nochmals auf Berlin, obwol Sie mir in Ihrem freundlichen, liebwerthen Schreiben vom 14. December v. J. dafür keine günstige Prognose stellten [...]".

Im jüngsten Brief (21. III. 1848) reagiert Neumann auf die gewaltsame Niederschlagung der Revolution: "Nach den schaudererregenden Schilderungen der gräßlichen Ereignisse in Berlin, wie ich sie theils gelesen theils von Reisenden gehört habe, kann ich nicht widerstehen Ihnen hierdurch meinen innigen Wunsch: daß sowol Sie als auch Ihre Lieben in keiner Weise zu Schaden gekommen seyn mögten! mitzutheilen [...]". Dennoch kündigt er an: "Wahrscheinlich komme ich nächster Tage selbst nach Berlin um im schlimmsten Falle 'Stenographie' daselbst zu lernen". Im Postskriptum berichtet er von der Rückkehr des Politikers und Revolutionärs Franz Schuselka (1811-86) nach Wien, um an der Revolution teilzunehmen.

Wohlerhalten und mit nur minimalen Spuren alter Registratur.

Art.-Nr.: BN#51446 Schlagwort: