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Was Beethovens Diener zu besorgen hat

Beethoven, Ludwig van, Komponist (1770-1827). Eigenh. Schriftstück.

[Wien, um 1817].

1 S. (9 Zeilen). Tinte auf Papier. Qu.-4to (248 x 230 mm, Wasserzeichen: "Iglau Alten Berg").

Eine sechs Punkte umfassende Liste für einen Bediensteten mit in Wien zu erledigenden Besorgungen: "Beym Met Uhrmacher den Metronomm. / MäuseFall / ZündMaschine / BalbierMeßer 3 / WaschSeife an der Bognergaße / Bücher Maschin in der Wohn[un]g des Hr. Bruders". Am unteren Rand des Schriftstücks einige Federproben von fremder Hand ("Ich bestatt [...] bestätt [...] Bestättigter [...]").

Beim "Met[ronom-]Uhrmacher" muss es sich um den Wiener Mechaniker Johann Nepomuk Mälzl handeln, den Erfinder des Zeitmessers, der seit Jahren Hörrohre für den zunehmend tauben Komponisten konstruierte. Die "Waschseife" dürfte in der bekannten Spezereihandlung "Zum schwarzen Kameel" in der Bognergasse (Stadt Nr. 340) besorgt worden sein: Der "Schild-Weiser der Handlungen und Gewerbe der innern Kaiserstadt Wien" von 1804 (S. 51f.) gibt in der Bognergasse nur sieben Geschäftslokale an, nämlich außer der genannten Firma zwei Eisenwaren-, zwei Stoff-, eine Hut- und eine Tabakwarenhandlung. Der Spezereihandel umfasste neben dem Handel mit Gewürzen und Feinkost auch den mit Drogeriewaren wie Seifen.

Zur Datierung des Autographs liefert der letzte Artikel der Liste einen Anhaltspunkt: Nachdem 1815 Beethovens Bruder Kaspar in Wien gestorben war, hatte Beethoven die Vormundschaft über seinen damals neunjährigen Neffen Karl übernommen; 1816 übergab er ihn der Wiener Privatschule des Cajetan Giannatasio del Rio. Bei der hier genannten "Büchermaschine in der Wohnung des Herrn Bruders" dürfte es sich um eine "Lesemaschine" handeln, einen hölzernen Setzkasten mit Buchstabentafeln und Lesebrett, die zum Leseunterricht benutzt wurde. Dies würde durchaus zu den Bemühungen Beethovens um eine gute Ausbildung seines jungen Neffen passen, wofür nur die Zeit um das Jahr 1817 in Frage käme. Mit dieser Datierung wäre die Bestellung eines Metronoms gut vereinbar: Beethoven nahm früh an der Entwicklung von Mälzels neu entwickeltem Metronom teil und versah als erster Komponist im Jahr 1817 ein Werk mit Metronomangaben.

Spuren alter Faltung; das Halbbogenblatt an den Rändern etwas unregelmäßig abgerissen. Provenienz: 2011 in Köln als "der teuerste Einkaufszettel der Welt" versteigert; seitdem in einer französischen Privatsammlung und aus dieser erworben.