"Flüchtling Büchner gestorben"

[Vormärz]. Nachtrag zu dem von der Centralbehörde des Bundes am 1. Juli 1835 überreichten und in der 17. Bundestagssitzung vom 21. desselben Monats vorgelegten tabellarischen Verzeichniß der deutschen politischen Flüchtlinge.

Frankfurt a. M., 29. III. 1836 / 11. X. 1838.

2 Hefte. (10), (10) SS. Papier-Heftstreifenrücken. Folio (215 x 345 mm).

 4.500,00

Seltene Dokumente der polizeilichen Repression des Vormärzes in Deutschland: Zwei Nachträge zum Flüchtlingsverzeichnis von 1835, darin Steckbriefe von insgesamt 63 "politischen Flüchtigen". Angegeben sind jeweils der Stand, Anklagepunkte, Datum der Flucht, mutmaßlicher Aufenthaltsort, Personenbeschreibung sowie Datum des Fahndungsbeginns. Vorgeworfen wurde den Gesuchten u. a. die Teilnahme an "staatsgefährlichen Verbindungen", vor allem am Frankfurter Wachensturm von 1833, die Mitgliedschaft im "Jungen Deutschland" oder in Burschenschaften, aber auch "Preßvergehen".

Unter den Gesuchten finden sich einige bekannte Namen, so etwa der Naturforscher Ernst Dieffenbach, der Theologe Karl Hundeshagen, die Politiker Friedrich Ernst Schlutter und August Ludwig von Rochau, der Historiker Wilhelm Obermüller oder der Pädagoge Georg Geilfus, ferner eine ganze Reihe an Personen aus dem Büchner-Umkreis, so etwa Büchners Freunde Christian Kriegk, Hermann Wiener, Wilhelm Braubach, Carl und Gustav Soldan, der Drucker Carl Preller, der Mediziner Carl Theodor Stamm und der Revolutionär Ludwig Rosenstiel. Außerdem vertreten sind Mitglieder des "Jungen Deutschland" oder der "Gesellschaft der Menschenrechte" sowie Teilnehmer am Frankfurter Wachensturm oder am Hambacher Fest.

Der am 19. Februar 1837 verstorbene Georg Büchner war bereits im Flüchtlingsverzeichnis von 1835 erfasst worden. Im hier vorliegenden zweiten Nachtrag heißt es: "Die [...] Flüchtlinge Büchner und Hahmann, sind eingegangener amtlicher Benachrichtigung zufolge, gestorben". Vermeldet wird ebenfalls der Tod von Ludwig Börne zu Paris und des Revolutionärs Eduard Scriba in Liverpool.

Sowohl das Verzeichnis von 1835 wie die hier vorliegenden Nachträge von 1836 und 1838 sind ausgesprochene Raritäten: Während sich in KVK und OCLC für das Verzeichnis von 1835 vier Exemplare finden (je zwei in der ÖNB Wien und im LA Baden-Württemberg) und für den Nachtrag von 1836 ein Exemplar (StA Sigmaringen), ist für den Nachtrag von 1838 weltweit kein Exemplar nachzuweisen.

Spuren senkrechter Mittenfaltung; unbedeutend braunfleckig.

Kat.-Nr.: 24 Schlagwörter: ,