Erste deutsche Ausgabe des wichtigsten Renaissancewerks über weibliche Erziehung

Vives, Juan Luis. Von underweysung ayner Christlichen Frauwen, Drey Bücher.

(Augsburg, Heinrich Steiner, 1. März) 1544.

Folio (212 x 304 mm). (4), CXXV, (1) Bll. Mit zweiteiligem Wappenholzschnitt am Titel und 27 Textholzschnitten von H. Schäufelein (8), H. Weiditz (15?) u. a. Moderner marmorierter Pappband.

 18.000,00

Erste deutsche Ausgabe des wichtigsten Renaissancewerks über weibliche Erziehung; eines der meistgelesenen Bücher des 16. Jahrhunderts. "Vives, der am Beginn der neuzeitlichen Pädagogik steht, legte mit diesem Buch das erste seiner Art vor" (KLL). Handelt in 36 Kapiteln von den weiblichen Tugenden: Von der aufferziehung, der ubrigen Kindhayt, der Lernung, der Jungfrawschafft, vom gschmuck und Zierd, vom Tantzen, der Lieb ainer Jungkfrawen, wie man ainem Breütigam nach trachten soll u.a.m., ferner von der Ehe, Verwandschaften, Witwenschaft etc. Gleichzeitig ein schönes und seltenes Holzschnittbuch. Die lateinische Originalausgabe, gewidmet Katharina von Aragon, war 1524 in Antwerpen erschienen; die vorliegende Übersetzung, besorgt vom bedeutenden bayerischen Humanisten Christoph Bruno, ist Maria Jakobäa von Baden (1506-80), der Herzogin von Bayern, und ihrer Tochter Mechthild von Bayern (1532-65) zugeeignet.

Im Verlauf der Reformation kam es zu einer Blüte humanistischer Erziehungsliteratur; Vives selbst veröffentlichte 1528 als Gegenstück die an Männer adressierte Schrift "De officio mariti". Die "Unterweisung" dokumentiert den Veränderungsprozess des Geschlechterverhältnisses im Reformationszeitalter und auch das Selbstverständnis der Frau in der Gesellschaft. Die Befürwortung der humanistischen Bildung für die Frauen, das neue Selbstverständnis der Ehe, das sich in der Reformation entwickelte, und viele weitere Positionen von Vives überdauerten die Zeiten. 1996 erschien die erste kritische Ausgabe des Werkes; im Zuge dieser Neuedition begann die Frauen- und Geschlechterforschung das Werk wieder genauer zu untersuchen (J. Jacobi: J. L. Vives, 2011).

Etwas fleckig bzw. gebräunt, teils schwach wasserrandig. Einige wenige Blätter mit hinterlegten Randeinrissen im Fußsteg, manchmal auch im Text; ein Blatt mit Randausriss (kein Textverlust). Seit 1935 nur 2 Exemplare im Handel nachweisbar.

Literatur

VD 16, V 1867. BM-STC German 899. Hayn/G. VIII, 135. Muther 1126. Musper L 181. Oldenbourg L 215. Nicht bei Adams.

Art.-Nr.: BN#52477 Schlagwörter: , , , ,