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Anfrage

"meine Tage in Wien waren ausgefüllt mit den unangenehmsten Dingen"

Mahler-Werfel, Alma, Komponistin und Schriftstellerin (1879-1964). Eigenh. Brief mit U.

New York, 13. XI. 1947.

2 SS. 4to. Mit eh. adr. und mit eh. Absender versehenem Kuvert. Mit einer Beilage (s. u.).

An den Archäologen Johannes von Trentini und Gattin in Innsbruck: "Tausend Dank für Dein liebes Telegramm - aber aus dem Flugschiff kann man nicht leicht aussteigen ...?! Ich flog von Tulln direct über Prag - brrr - Frankfurt und Brüssel nach London. Wie gerne hätte ich Euch, Dich, Eva und Deine Mutter wieder gesehen - aber meine Tage in Wien waren ausgefüllt mit den unangenehmsten Dingen - Gerichte etc.

da ich das Kodizill meines Halbschwagers - und meiner Halbschwester Eberstaller - die beide militante Nazi waren anfechten muss! Sie haben so ziemlich mein ganzes Eigentum mir gestohlen und wildfremden Menschen testiert […]".

Nachdem die Rote Armee die Schlacht um Wien Anfang April 1945 gewonnen hatte, hatten sich die "militanten Nazis": Almas Stiefvater Carl Moll sowie dessen Tochter Maria und deren Mann Richard Eberstaller - allesamt ausgewiesene Nationalsozialisten - das Leben genommen; im August des Jahres sollte Almas Gatte Franz Werfel an einem Herzinfarkt versterben. Die Witwe und Erbin focht in den folgenden Jahren heftige Erbstreitigkeiten mit beiden Familien aus: Ging es mit Werfels Familie um Tantiemen, so mit ihrer eigenen im wesentlichen um wertvolle Gemälde, vor allem um Edvard Munchs "Sommernacht am Strand", das sie 1916 zur Geburt ihrer Tochter Manon Gropius geschenkt bekommen und 1937 der Österreichischen Galerie (heute Belvedere) als Leihgabe für zwei Jahre überantwortet hatte. Drei Jahre darauf, 1940, hatte ihr Stiefvater es dann ohne ihr Wissen im Namen von Almas Halbschwester Maria Eberstaller um 7.000 Reichsmark an das Museum verkauft, was sich zu einem fast 60 Jahre dauernden Rechtsstreit auswachsen sollte, bei dem Alma bis zu ihrem Tod 1964 gegen die Republik Österreich prozessierte und Rückgabeverfahren anstrengte. Auch nach ihrem Tod ging die Auseinandersetzung mit den neuen Erben weiter, 2008 wurde es schließlich nach dem Rückgabegesetz an die Enkelin von Gustav Mahler, Marina Mahler, zurückgeben.

Mit starken Randschäden; beiliegend die gedr. Parte des im Mai 2005 verstorbenen Archäologen.