Nietzsche's Abschied von seiner Großmutter: "morgen bereits geht es fort in eine neue Welt"

Nietzsche, Friedrich, German philosopher (1844-1900). Eigenh. Brief mit U. ("Dr. Nietzsche Professor in Basel").

Naumburg, 11. IV. [1869].

3 SS. Auf Doppelblatt. 8vo.

 58.000,00

Warmherziger Abschiedsbrief an seine Großmutter Wilhelmine Oehler in Halle geschrieben am Vorabend von Nietzsches Übersiedlung nach Basel, wo er am 28. Mai 1869 seine Professorenstelle antreten sollte: "Meine liebe Großmutter, ich mache mir das Vergnügen Dir anbei mein Doktordiplom zu übersenden. Es Dir persönlich zu überbringen ist mir leider bei der Beschränktheit meiner Zeit und der Fluth eindringender Geschäfte unmöglich gewesen: und morgen bereits geht es fort in eine neue Welt, in einen schwierigen und anstrengenden Beruf, unter fremde und ungewohnte Menschen und Verhältnisse. Daß mich dahin Deine Wünsche begleiten und daß Du Dich recht von Herzen über die rasche und glückliche Beförderung Deines Enkels gefreut hast, weiß ich und nicht nur aus den Worten Deines letzten an mich gerichteten Briefes, für den ich Dir meinen besten Dank sage: bürgt mir doch eine längere Erfahrung dafür, daß Du warm und aufrichtig an meinem Wohl und Wehe theilnimmst. Hoffentlich höre ich in meinem neuen und entfernten Aufenthaltsorte immer nur das Beste von Deinem Befinden; mögen Deinem ehrenvollen Alter traurige Erfahrungen erspart bleiben, mögen alle Deine Angehörigen durch gegenseitige Liebe, Verträglichkeit und Anhänglichkeit Dir den Zoll von Pietät und Verehrung entrichten, den Du in so hohem Grade durch mühevolle und rastlose Thätigkeit für das Wohl Deiner Familie verdient hast. Mit diesem Wunsche bin ich jetzt wie ehedem Dein getreuer und dankbarer Enkel [...]".

Gefaltet. Mit minimalen Einrissen am oberen Rand und zwei restaurierten Einrissen im Falz.

Literatur

eKGWB, BVN-1869, 631.

Art.-Nr.: BN#52889 Schlagwörter: , ,