[Album amicorum]. Stammbuchblätter des Theologiestudenten Johannes Curtius.

Bremen, Basel, Kassel, Leiden, Amsterdam, Paris, Siegen u. a. O., 1660-1667.

Lateinische, griechische, französische, deutsche und hebräische Handschrift auf Papier. 37 (statt 48) lose Bll. mit 38 Einträgen und späteres Titelblatt. In späterer Halbledermappe (bestoßen, Rücken brüchig) mit hs. Titelschild und Bindeband. Die Bll. mit Goldschnitt. Qu.-8vo (158:102 mm).

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Johannes Curtius (oder Kurtz) war ein zweifellos früh verstorbenes Mitglied der aus Bremen stammenden Theologen- und späteren Industriellenfamilie Curtius. Mit dem in Kassel gebürtigen Theologen und Rektor der Universität Marburg Sebastian Curtius (1620-84) teilt Johannes mehrere Lebensstationen, darunter Kassel, Basel, Leiden und Paris. Johannes hat in Bremen die Schule besucht, wo ein Großteil der Einträge zwischen 1661 und 1665 entstanden sind. Sein Studium begann er mit einer ausgedehnten Studienreise, die ihn 1665-66 unter anderem nach Leiden, Amsterdam und Paris führte. 1667 studierte Curtius in Basel, das mit mehreren hochkarätigen Einträgen vertreten ist. Es ist anzunehmen, dass Johannes Curtius noch im selben Jahr in Basel verstarb.

Der früheste Eintrag stammt von dem Kasseler Bürgermeister Gerhard Vielmeder aus dem Jahr 1660. In Bremen trugen sich mehrere Prediger, darunter Heinrich Flocken (1602-80), Franz Köhne (1626-89) und der frühere Hofprediger in Kassel David Pforr (1621-88) ein. Auch der Jurist und Kasseler Bürgermeister Heinrich Haxthausen (1624-1702) und der Bremer Senator und Bürgermeister Johannes Harmes (1602-82) sind im Stammbuch vertreten.

Im niederländischen Haderwijk traf Curtius auf den gleichnamigen Sohn von Heinrich Flocken. Dieser wirkte als Theologe an der erst 1648 gegründeten Universität Harderwijk. Flocken diente auch als Schiffskaplan auf dem Flaggschiff des großen Admirals Michiel de Ruyter. Sein Eintrag im Stammbuch ist am 10. Oktober 1665 entstanden, nur wenige Monate, nachdem Flocken und de Ruyter von einer langen Seefahrt über Westafrika in die Karibik zum Schutz der niederländischen Handelsflotte vor den Engländern zurückgekehrt waren. Offenbar stellte Flocken Kontakt zwischen Curtius und der Admiralsfamilie her.

Der außergewöhnlichste Eintrag stammt von Michiel de Ruyters Sohn Engel der Ruyter (1649-83), ein späterer Vizeadmiral, der sich im Dezember 1665 in Amsterdam mit dem Motto "Fortes creantur fortibus et bonis" verewigte. In Leiden sind die Einträge des Schweizer Theologen und Orientalisten Johann Jacob Buxtorff (1645-1704) und des Bremer Pastors Hermann Koch entstanden sowie die zweier nicht identifizierter Kommilitonen G. van der Meulen und Samuel Althaus. Im Juli 1666 hielt sich Curtius in Paris auf, wo sich der aus Den Haag gebürtige Mediziner Christian Konstantin Rompf in französischer, griechischer und lateinischer Sprache sowie ein Jean Fredric Scipione eintrugen. In Basel hatte Curtius Kontakt mit den führenden Theologen der Stadt. Einträge stammen von Lucas Gernler (1625-75), dem Professor und bedeutenden Bibliothekar Johann Rudolf Wettstein (1614-84) sowie dem mehrmaligen Rektor der Universität Basel Johannes Zwinger (1634-96). Hinzu kommen Einträge von den Kommilitonen Anton Johann Kerkring (1646-95), Jurist aus altem Lübecker Patriziergeschlecht und späterer Lübecker Rat, Ludwig von Brandt (1640-1711), kurbrandenburgisch-preußischer Geheimer Rat und Kanzler der Neumark, Sohn des Generalmajors Paul von Brandt, und von dem Bremer Theologiestudenten Johann Bokelman. Hervorzuheben sind schließlich die vereinzelten Einträge von dem Straßburger Theologieprofessor Isaac Faust (1631-1702), Straßburg, 1. April 1667, und von Ludwig Fabricius (1632-96), Rektor der Universität Heidelberg (o. O. u. D.).

Durchgehend leicht gebräunt und minimal fleckig. Ein Blatt mit Eckausriss ohne Textberührung. Wohlerhalten.

Art.-Nr.: BN#53602 Schlagwörter: , ,