[Album amicorum]. Stammbuchkassette eines Theologen.

Wittenberg und Jena, 1702-1707.

8vo (110 x 170 mm). Lateinische, griechische und arabische Handschrift auf Papier. 18 Bll. Lose in roter Lederkassette der Zeit mit goldgeprägten Deckelbordüren und reicher Rückenvergoldung sowie Rückentitel "Der Freundschafft Gewithmeth" und Monogramm "F.U". Die Bll. mit Goldschnitt. Minimal berieben und bestoßen.

 4.500,00

Hochkarätiges Freundschaftsalbum mit Einträgen bedeutender Theologen, Sprachwissenschaftler, Juristen und Mediziner des angehenden 18. Jahrhunderts. Der vielleicht interessanteste Eintrag stammt von dem Orientalisten und Theologen Johann Andreas Danz (1654-1727), der sich am 14. XII. 1706 in Jena mit seinem gewöhnlichen Stammbuchwort verewigte, einem pädagogisch wertvollen arabischen Sprichwort samt lateinischer Übersetzung: "Per scalas ascendat in tecto ambulaturus". Danz fungierte mehrfach als Rektor der Universität Jena.

Gleich zehnfacher Rektor der Jenaer Salana war der Mediziner und Alchemist Georg Wolfgang Wedel (1645-1721), der in seinem Eintrag Hippokrates zitiert. Neben seiner akademischen Laufbahn fungierte Wedel als Leibarzt mehrerer sächsischer Fürsten sowie als Mitglied bedeutender Gelehrtengesellschaften und wurde 1694 von Kaiser Leopold I. zum kaiserlichen Pfalzgrafen ernannt. Eine weitere Persönlichkeit aus der Riege der Jenenser Rektoren ist der Theologe Michael Förtsch (1654-1724), der vor seinem Ruf nach Jena bereits in Tübingen als Professor und Rektor gewirkt hatte. In seiner Tübinger Zeit hatte Förtsch auch die Prälatur des Klosters Lorsch inne.

Bei den Einträgen aus Wittenberg sticht der Theologe und siebenfache Rektor Johann Deutschmann (1625-1706) hervor, ein bedeutender Vertreter der sog. paradiesischen Theologie. Ebenfalls mehrfacher Rektor der Universität Wittenberg und ein berühmter Theologe war Caspar Löscher (1636-1718). Löschers Schüler Johann Georg Neumann (1661-1709), der zum Zeitpunkt seiner Promotion bei Löscher bereits eine Professur der Poetik in Wittenberg innehatte, ist auch unter den Einträgern. Der Jurist Gottfried Strauß (1641-1706) und der Orientalist Johann Christoph Wichmannshausen (1662-1727) amtierten ebenfalls als Rektoren in Wittenberg. Wichmannshausen nimmt eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Arabistik ein, da er die Loslösung des Studiums der arabischen Sprache und des Islams aus dem Bannkreis der christlichen Theologie vorantrieb.

Weitere Einträge stammen von dem Juristen Johann Heinrich Berger (1717-32), dem Theologen und Sprachwissenschaftler Carolus Caffa (1623-1707), dem Mathematiker und Physiker Georg Albrecht Hamberger (1662-1716), dem Theologen Philipp Ludwig Hanneken (1637-1706), dem Juristen Christian Hartmann Lederer, dem Theologen Georg Friedrich Schröer (1663-1739), dem Mediziner Paul Gottfried Sperling (1652-1709), den Juristen Gottfried Suevus d. J. (1652-1718) und Christian Wildvogel (1644-1728) sowie dem Jenenser Kirchenrat und Superintendenten Michael Zülich (1653-1721).

Leicht gebräunt, wenig fleckig. Aus der berühmten Autographensammlung des Gotthilf Sebastian Rötger (1749-1831) mit seinen typischen hs. Ergänzungen in rostroter Tinte. Rötger identifiziert die meisten Einträger anhand des Gelehrtenkompendiums von Jöcher und Adelung.