Guzmán, Diego Dávila Mesía de, Politiker und Gouverneur des Herzogtums Mailand (ca. 1648-1711). 7 Dokumente und 1 Offizierspatent mit eigenh. U. Zusammen mit 1 gedr. Dekret.

Mailand, 1691-1697.

Zusammen 11¾ (½+1+2½+3+1+2½+½+¾) SS. Folio. Das Dekret (8) SS. Folio. Mit Holzschnittwappen und hs. Rubrum.

 2.500,00

Der Enkel des Staatsmanns und Kunstsammlers Diego Felipéz de Guzmán (1580-1655) machte unter König Karl II. politische Karriere: Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1666 kurzfristig das Amt des Vizekönigs von Valencia, später diente er als Vizekönig von Katalonien (1678 und 1685-88) und als Vizekönig von Navarra (1684). 1691 erfolgte seine Ernennung zum Gouverneur von Mailand - ein bedeutendes Amt, das bereits sein berühmter Großvater innegehabt hatte. Die vorliegenden Dokumente umspannen beinahe seine gesamte Amtszeit (1691-98). Im Spanischen Erbfolgekrieg nahm Guzmán Partei für die Habsburger. Er starb 1711 ohne Nachkommen.

Das interessanteste Objekt der Sammlung ist ein Dekret vom 4. August 1694, das einen diplomatischen Streitfall zwischen Frankreich und Spanien betrifft: Im Zuge eines Gerichtsprozesses gegen einen Franzosen, dem Hehlerei vorgeworfen wurde, war eine diplomatische Note des französischen Botschafters Pierre de Villars (1623-98) zu einem anderen Fall aufgetaucht; Villars intervenierte im Streit um den Nachlass des in Mailand an der Pest verstorbenen Lyoner Händlers Philibert Vignon (1565-1630). Als Exekutor von Vignons letztem Willen sollte dessen Neffe das beträchtliche Erbe dem berühmten Hôtel-Dieu von Lyon, in dem Rabelais einst als Arzt gewirkt hatte, vermachen. Das Vermögen war allerdings vom Mailänder Gouvernement beschlagnahmt worden. Als Grundlage der Enteignung diente ein Urteil der "Junta de Represalias", einer Art Handelsgericht, das der Protektion der spanischen Wirtschaft insbesondere gegenüber Frankreich und dessen Untertanen diente. Aus dem Dekret geht hervor, dass die Summe von 117.000 Livres in das Budget des Gouvernements eingeflossen sind und dass Pierre de Villars deren Auszahlung samt Zinsen forderte. Guzmán bestätigt mit Verweis auf den auch in Katalonien und Norditalien geführten Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-97) die Rechtmäßigkeit des Urteils: "Y Considerando ahora la Junta, que con la presente guerra no hay duda que este Caudal assi principal como interesses me toca por legitima Represalia y que combiene se determine assi y anote en los libros de la Thessoreria General de ese Estado de Milan paraque la Real hacienda que de libre y no se le pueda combenir por esto; He Resuelto conformarme en todo con el sentir de la Junta por las Razones y fundamentos que van expressados y os mando deis las ordenes necessarias a su cumplimiento [...]". Die Auszahlung des Erbes an das Hôtel Dieu in Lyon, das Philibert Vignon als Stifter führt, sollte erst nach dem Spanischen Erbfolgekrieg erfolgen.

6 Dokumente der Sammlung sind Zahlungsanweisungen und Gratifikationen für spanische bzw. mailändische Untertanen, die im Namen des Königs und des Gouvernements ergingen. Mit dem am 9. März 1694 ausgestelltem Offizierspatent wurde ein gewisser Angelo Belotto zum Hauptmann befördert. Bei dem gedruckten Dekret handelt es sich um eine am 29. Dezember 1693 erlassene Erneuerung des königlichen Tabakmonopols mit ausführlichen Bestimmungen.

Sämtliche hs. Dokumente sind mehrfach gegengezeichnet und regestiert, 5 mit einem papiergedeckten Siegel versehen. Insgesamt guter Erhaltungszustand, mehrere Knicke und teils gebräunte Ränder (insbesondere am gedr. Dekret). Das Offizierspatent brüchig im Falz.

Art.-Nr.: BN#53901 Schlagwort: