[Gritti - Venezianische Familienchronik]. Catastico priv[ato]. Arm[um] Gri[ti] MDCLXXII. - Libro di tutti li acquisti, et instromenti scritture appartinenti alla Casa Gritti, cioè di Piero Gritti fu dell’Alvise, fu dell dom[eni]co et come meglio dall’ ingiunto albero si vede 1672 in Venezia li 18 [settem]bre in S. Marcuola.

Venedig, ca. 1672.

Italienische und teilweise auch lateinische Handschrift von verschiedenen Händen in brauner Tinte auf Papier. 198 hs. num. Bll. Mit mehreren, teils ankolorierten, meist ganzseitigen Architekturzeichnungen, Skizzen und Stammbäumen. Flexibler Pergament-Kopertband der Zeit über zwei breite Kalbslederlitze geknüpft, mit breiter Klappe; hs. Titel auf dem Rücken und Vorderdeckel sowie vielen fünffachen Blindfileten geziert. Folio (240 x 355 mm). In moderner Halbleinen-Kassette.

 48.000,00

Bislang unbekannte, unveröffentlichte Chronik der venezianischen Dogenfamilie Gritti mit Genealogie, Kontorbuch und Aufführung von Bauprojekten über die Jahre von ca. 1566 bis 1680.

Für den Aufstieg und den immensen Reichtum der bis ins 13. Jahrhundert zurück nachweisbaren Familie, deren berühmtester Vertreter Andrea Gritti (1455-1538) war, der 77. Doge von Venedig, war vor allem der Stammvater des hier behandelten Familienzweigs verantwortlich, Ludovico Alvise Gritti (1480-1534), der als Händler, Bankier und Politiker die Schicksale der Stadtrepublik leitete. Alvise Gritti wirkte als Handelsherr im ungarisch-orientalischen Raum; als Minister unter Sultan Süleyman I. (1494-96) war er in Istanbul tätig und arbeitete für den Großwesir des Osmanischen Weltreichs Makbul Ibrahim Pascha (1493-1536). Von 1530 bis 1534 diente er als Reichsverweser von Ungarn.

Die Handschrift beginnt mit der graphischen Darstellung einer "arbor consanguinitatis" der Familie Gritti seit Alvises Sohn, Domenico Gritti di S. Marcuola, im Jahr 1539 bis in die fünfte Generation. Ab hier wurden weitere Nachfahren mit Bleistift durch Mitglieder der Familie, aus deren Besitz das Exemplar stammt, ergänzt.

Es folgen zahlreiche Aktenabschriften von Urkunden und Dokumenten, oft mit einer kleinen Siegelzeichnung. Vorhanden sind Einträge zu Geburt und Taufe ("Fede di Battesimo della Signora Sulpicia") mit den Abschriften der bezeugenden Urkunden, Heiratsurkunden ("Copia del Sposalizio della Signora Orsetta Menegalla con il N. H. S. Antonio Gritti ... 3 Agosto 1623"), Besitzansprüche, Erwerbungen ("Segue la nota dei beni", "divisione delli beni, et heredità ... dalla Signora Contessa Galeazzo"; "Scriture per l'Acquisto della Casa in Corte della Calla"), Schenkungen und Vererbungen von Mobilien und Immobilien sowie Ländereien, z. B. "In Dei Eterni Nomine Amen. Anno ab Incarnatione D.N.J.C. 1675 in die xiii. die vero veneris 5. Aprilis. Patrone il S. H. E. Ottavian Gritti ... che qui sotto volerà esser referto de Sc[udi] 50 d'entrata annua perpetua sopra una casa posta in questa Città". Auch Bauaufträge an bedeutende Architekten für Villen im Veneto werden erwähnt: "In Christi Nomine Amen. Anno 1543 12 Maji Gritti, Procurator d. Marei Ven., ... constitutus de D. ... Sansovino Architectus con sua fabbrica in Villa di Cessalto..., Villa Albarella...". Auf Bl. 115v folgt noch ein weiterer Stammbaum "Vitturi" von Daniel über Domenico und Isabetta Gritti bis in die zehnte Generation.

Einband fleckig und angestaubt, etwas berieben und bestoßen, Bezug an den Kanten ist der Bezug angeplatzt. Fehlstelle im Vorderdeckel von ausgerissenem Knopf.

Art.-Nr.: BN#54729 Schlagwörter: ,