[Album amicorum]. Stammbuch des Friedrich Keil.

Wittenberg, Jena, Hamburg, 1644-1659.

Lateinische, griechische, hebräische, deutsche und arabische Handschrift auf Papier. 34 Bll. mit 36 Einträgen. Moderner schwarzer Ledereinband mit vergoldetem Monogramm "F. K." vorn und Jahreszahl 1644 hinten. Qu.-12mo (95:132 mm).

 6.500,00

Stammbuch des Jenenser Theologiestudenten Friedrich Keil mit Einträgen zahlreicher bedeutender Professoren und Gelehrter. Besonders spannend ist der arabische und lateinische Eintrag des lutherischen Theologen Josephus Adjutus (1602-68), datiert Wittenberg, 28. IV. 1644. Adjutus entstammte einer christlichen Familie aus Ninive, dem heutigen Mosul, und wurde in Jerusalem erzogen. Von dort gelangte er nach Neapel, wo er dem Franziskanerorden beitrat. 1637 erlangte er in Bologna den Doktor der katholischen Theologie und leitete bald darauf das Franziskanerkonvent St. Jakob in Prag. Als Adjutus aufgrund eines Konflikts im Konvent nach Italien zurückversetzt werden sollte, floh er nach Wittenberg und konvertierte am 9. Juni 1643 öffentlich. Kurfürst Johann Georg I. unterstützte den prominenten Konvertiten und verschaffte ihm eine außerordentliche Professur für italienische Sprachen in Wittenberg.

Weitere prominente lutherische Theologen unter den Einträgern sind Balthasar Balduin (1605-52), Gottfried Cundisius (1599-1651), Michael Hunold (1621-72), Daniel Lüdemann (1621-77), der ab 1648 als Hof- und Feldprediger des Pfalzgrafen und späteren schwedischen Königs Karl X. Gustav wirkte, Wihelm Lyser I. (1592-1649), Johannes Tobias Major (1615-55), Samuel Pomarius (1624-83), der berühmte Prediger Paul Röber (1587-1651), Johann Rothmaler (1601-50) und der Kirchenhistoriker und Hofprediger in Altenburg Johann Christfried Sagittarius (1617-89).

Hinzu kommen bedeutende Mediziner und Naturwissenschafter wie der Mediziner Marcus Banzer (1592-1664), der Wittenberger Anatom Jermias Bertram, der Mathematiker und Astronom Christoph Notnagel (1607-66), der Mathematiker Nikolaus Pompeius (1591-1659), der Jenenser Mediziner und Botaniker Werner Rolfinck (1599-1673), der Mediziner Konrad Viktor Schneider (1614-80), der Mediziner und Zoologe Johann Sperling (1603-58) und der Jenenser Professor der Physik Johann Zeisold (1599-1667). Der Gräzist Johann Erich Ostermann (1611-68), die Juristen Jeremias Reusner (1590-1652) und Christoph Wacke (1596-1649), der Orientalist Andreas Sennert (1606-89), der Philologe Paul Slevogt (1596-1655) sowie die Jenenser Professoren für Logik und Metaphysik Daniel Stahl (1589-1654) und Christian Trentsch (1605-77) sind ebenfalls unter den Einträgern. Ein besonders charmanter Eintrag stammt von Keils Kommilitonen Andreas Schwalb (1623-62), künftiger Rechtsgelehrter und brandenburgischer Hofrat, der sich mit dem auf den 1632 erschienenen Schäferroman "Jüngst-erbawete Schäfferey" zurückgehenden Liedrefrain "Ach, ach! Wie wohl ist der daran, der liebt und auch genießen kann" verewigte, ergänzt um die französische Sentenz "Tout avec le temps". Der poesiebegeisterte Schwalb war mit dem Dichter Sigmund von Birken bekannt, der 1662 ein Memorialgedicht für seinen Freund verfasste.

Der Jenenser Student Friedrich Keil ist selbst in einem Stammbuch bezeugt: Er trug sich im Februar 1644 in Jena im Album amicorum des Christian Fuhrmann ein, das in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aufbewahrt wird (Stb 536).

Gebräunt, die rechte obere Ecke braunfleckig, leicht angestaubt. Mehrere Seiten mit kleinen Löchern, eine Seite mit einem restaurierten Seiteneinriss. Aus der berühmten Autographensammlung des Gotthilf Sebastian Rötger mit seinen typischen hs. Ergänzungen in rostroter Tinte. Rötger identifiziert die meisten Einträger anhand des Gelehrtenkompendiums von Jöcher und Adelung.

Art.-Nr.: BN#55329 Schlagwörter: ,