[Beversen, Nicolaas Johannes, Literaturkritiker und Mäzen (1860-1932)]. Korrespondenzarchiv.

Verschiedene Orte, 1886-1931.

825¾ SS. auf 550 Bll. Verschiedene Formate.

 28.000,00

Die umfangreiche Korrespondenzsammlung des niederländischen Literaturkritikers, Mäzens, Pädagogen und Bibliophilen Nicolaas Johannes Beversen erstreckt sich über mehr als vier Jahrzehnte und versammelt Briefe und Karten von über 90 Briefpartnern, mehrheitlich Schriftsteller und Maler, darunter Théophile de Bock, Pieter Cornelis Boutens, Colette, Georges Duhamel, Henri Fantin-Latour, Paul Fort, John Galsworthy, André Gide, Paul Herrmann, Ricarda Huch, Käthe Kollwitz, Melchior Lechter, F. T. Marinetti, Romain Rolland, Annie Salomons, G. B. Shaw, Stijn Streuvels, Arthur Symons und Émile Verhaeren. Meist geht es um Vorträge, zu denen Beversen einlädt, um Aufsätze und Beiträge, die er erbittet, und auch so manch Persönliches erfährt man - etwa von Ricarda Huch, die ein Jahr nach ihrer ihre Tochter Marietta nicht allein lassen möchte: "Meine Abneigung gegen Vorträge ist grundsätzlich", so heißt es etwa unterm 27. X. 1912, "und wird sich wohl nicht ändern. Außerdem habe ich noch schrecklich viel Arbeit mit meinem Buche, ganz abgesehen von einer Tochter, die ich nicht allein lassen könnte. Einstweilen muß ich also noch auf das Vergnügen einer Hollandreise verzichten".

John Galsworthy erläutert seine Einschätzung von Charles Dickens: "I safely received the MS. Yes, I'm afraid I do think Dickens - great as he was - was not what I call a poet. He could describe certain kinds of atmosphere well enough, such as the Essexmaster or the Thames in London, but there is lacking even from his best descriptions that which we find in Hardy or Turgenev or Coward. It's almost impossible to express the lack exactly. No, he was not a poet - though the greatest of all natural story tellers […]" (29. X. 1922).

Colette kündigt Beversen die Fertigstellung des zweiten Teils ihres Romans "La Naissance du Jour" (Revue de Paris 35/2, März-April 1928) sowie die Zusendung ihrer berühmten Portraitphotographie mit zwei Katzen (von Henri Manuel) an, die dank des Briefes auf 1928 datiert werden kann: "Ich habe drei Monate lang gearbeitet (an der zweiten Hälfte meines Romans (?) la Naissance du Jour) wie eine Unglückliche, mit unglaublicher Geduld und Mühe. Gestern Abend bin ich fertig geworden! (ich werde ins Kino gehen!) Und ich denke an Sie. Manuel wird ihnen das letzte Foto schicken, das zufällig gut ist, das heißt, dass die zwei Katzen darauf wunderbar sind. Selbstverständlich werde ich nach Den Haag kommen. Ich weiß weder wann noch warum [...]" (Paris, Frühjahr 1928; Übs. aus dem Frz.). In einem undatierten Brief berichtet Colette davon, dass sie sich von ihrem späteren dritten Mann Maurice Goudeket einen Artikel Beversens vorlesen bzw. übersetzen ließ (Paris, vor 1935).

André Gide wiederum versucht vergeblich das jüngste Werk des Diplomaten und Schriftstellers Paul Claudel, wohl "Partage de midi", für Beversen zu besorgen: "Unglücklicherweise ist das letzte Buch von Claudel nicht am Markt. Mit nur wenigen gedruckten Exemplaren befürchte ich, dass es heute durch die Gefallen, die er seinen Freunden damit getan hat, komplett vergriffen ist. Sie sind nicht der Einzige, der bedauert es nicht besorgen zu können [...]" (Paris, 6. I. 1907; Übs. aus dem Frz.). 10 Jahre später beantwortet Gide Fragen zum literarischen Nachlass des 1916 verstorbenen belgischen Dichters und Kritikers Émile Verhaeren: "Madame Verhaeren hat mir nie von den Reiseerinnerungen erzählt, auf die sie anspielen und ich bezweifle, dass V. diese jemals geschrieben hat. Allerdings werden zwei Bände von 'Konferenzen' (später) erscheinen. Ich weiß nichts von der Dossiersammlung die sie angesprochen haben. Ich warte also auf dieses Buch Ihres Freundes Valkhoff; er darf versichert sein, dass ich es mit herzlichster Aufmerksamkeit lesen werde [...]" (Cuverville, 15. XI. 1917; Übs. aus dem Frz.). Vermutlich bezieht Gide sich auf Pieter Valkhoffs "De Franse geest in Frankrijks letterkunde" (Leiden, 1917).

G. B. Shaw berichtet von der Vorbereitung eines Buches mit seinen zwei letzten Stücken "The Doctor's Dilemma" und "Getting Married" (16. XII. 1908), und Käthe Kollwitz beantwortet eine Reihe von Beversens Fragen zu ihrem Werk und erzählt von einer zwei Jahre zurückliegenden Reise nach Belgien und Holland: "Wir suchten die Grabstelle unseres Sohnes auf, der 1914 vor Dixmuiden fiel. Dann waren wir in Amsterdam und im Haag u. sahen die herrlichen Gemälde. Jetzt in diesem Jahr waren wir auf der entgegengesetzten Seite nämlich in Russland [...]" (3. VI. 1928).

Detaillierte Verlistung auf Anfrage.

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