[Gerichtsakten - Vergewaltigung]. Acta die Misshandlung der Johanna Christiana Proescholdin zu Lichte u[nd] w[as] d[em] anh[ängig] betr[effend].

Lichte, Schmiedefeld, Königsee und Rudolstadt (Schwarzburg-Rudolstadt), 1821.

Aktenfaszikel mit Protokollen und Schreiben (teils in Konzepten und Abschriften). 30 SS., teils halbbrüchig, teils per extensum beschrieben. Folio und 4to, geheftet in graue Broschur mit hs. Deckeltitel. Folio (220 x 355 mm).

 2.500,00

Ungewöhnliches Beispiel eines (früh)neuzeitlichen Gerichtsakts zu einem Vergewaltigungsfall in Thüringen. Die 19-jährige Johanna Christiane Pröschold aus Piesau, Dienstmagd des Georg Schindl, wurde in der Nacht des Sonntags, 14. Januar 1821, in dem Pfeifferschen Gasthof in Ascherbach (heute ein Ortsteil von Lichte bei Neuhaus am Rennweg) von Friedrich Scherf, Adolph Brödel, Markus Glaser, Christoph und Wilhelm Wächter sowie Carl Kampf aus Lichte mit großer Brutalität vergewaltigt. Der Akt enthält unter anderem Protokolle über die detaillierten Aussagen der Magd und der beteiligten Männer, gezeichnet vom Amtsschulzen Johann Christoph Horn, ein Leumundszeugnis des Pfarrers Johann Jakob Korn für den Gastwirt, die Abschrift eines Schreibens an das Fürstliche Amt Schwarzburg sowie das Konzept eines Schreibens an den Fürstlichen Justitiar König. In diesem Schreiben heißt es etwa, dass die Dienstmagd "durch das schändlichste unsittlichste Betragen die fürchterlichsten, ja die Menschheit empörende Mißhandlungen habe erfahren müßen, und wirklich in Gefahr stehe daran zu sterben". Die Täter erhielten unterschiedlich schwere Leibes- und Zuchthausstrafen, die sie in Schwarzburg verbüßten.

Einige Blätter lose, wenige Randläsuren, insgesamt ausgezeichnet erhalten.

Art.-Nr.: BN#56703 Schlagwörter: , , ,