[Wiener Werkstätte] - Pflaumer, Eugen, Gold- und Silberschmied, Schmuckdesigner und Pädagoge (1876-?). Sammlung von über 400 Lebenszeugnissen, Korrespondenzstücken, Fotografien und künstlerischen Entwürfen.

Verschiedene Orte, 1896-1917.

Zusammen ca. 400 Objekte.

I. Lebenszeugnisse: 130 Schriftstücke, Brief(entwürfe), Notizen, Ausbildungs- und Arbeitszeugnisse, Quittungen und persönliche Dokumente mit zus. ca. 119 SS. auf 29 Doppelbll. und 81 Bll. von Eugen Pflaumer und weiteren Händen sowie einem eigenh. Arbeitszeugnis mit U. Koloman Mosers in brauner Folio-Ledermappe. Verschiedene Formate, kl. Visitenkartenformat bis Folio. Mit 6 (hs., ms., eh.) adr. Kuverts.

II. Korrespondenz: Zus. 57 Schriftstücke. Davon 25 eh. Briefe mit U., 2 Briefe mit eh. U., 12 ms. Briefe mit eh. U., ein hs. Telegramm, 16 eh. Postkarten mit U. und eine eh. Briefkarte mit U. verschiedener Hände. Zus. 76 SS. auf 21 Doppelbll. und 30 Bll. Mit vier adr. Kuverts, die Postkarten jeweils mit eh. Adresse. Verschiedene Formate, (Qu.-)8vo bis Folio.

III. Photographien: Über 100 Original-Photographien (Portraits, Landschafts-, Architekturaufnahmen), davon 30 montiert in ein Jugendstil-Album, zwei auf stärkeren Untersatzkarton und vier auf Untersatzkarton der Ateliers "Strauss & Co.", "Georg Ulrich" und "Thiele". Verschiedene Formate (60:60 bis 120:157 mm).

IV. Künstlerische Werke: Zus. 128 Objekte mit ca. 212 SS. auf 26 Doppelbll. und 130 Bll. Mit ca. 55 Schmuck- und Objektentwürfen (Messergriff) als Zeichnungen oder Photographien, davon 41 Schmuckdesigns auf 37 Bll. montiert in einem eh. Kassen- und Auftragsbuch Pflaumers in Halbleineneinband (8vo), die Entwurfszeichnungen in Tusche und Bleistift, meist koloriert. Verschiedene Formate (57:32 bis 365:192 mm). 14 Reliefportrait- und Objektentwürfe (Plakette, Pokal) in Photographie. Verschiedene Formate (74:42 bis 220:107 mm). 4 Original-Kupferstiche und 8 Original-Radierungen, die Druckplatte jeweils ca. 110:80 mm, sowie 10 Entwurfszeichnungen für Radierungen in verschied. Formaten (226:240 bis 405:290 mm). 30 Original-Zeichnungen und -Studien zur Botanik in verschied. Formaten (264:235 bis 627:470 mm), 5 Portraitzeichnungen und 1 Aquarell in verschied. Formaten (353:264 bis 500:335 mm), 6 architektonische Studien in verschied. Formaten (319:234 bis 538:543 mm), 11 Aktzeichnungen auf 8 Bll. in verschied. Formaten (320:264 bis 500:502 mm), 8 Original-Entwurfszeichnungen zur Ornamentik, zu Objekten (Degengriff) und Exlibris auf 7 Bll. in verschied. Formaten (241:335 bis 518:335 mm). Ein Großteil der künstlerischen Werke in einem illustrierten Papierumschlag der "Jahresmappe der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien / 1912" (ca. 580:465 mm).

 28.000,00

Pflaumer gehörte zu den ersten Gold- und Silberschmieden, die von der Wiener Werkstätte angestellt wurden. Er führte Schmuckentwürfe für Josef Hoffmann und Objektentwürfe für Koloman Moser aus (z. B. Prunkkassette, MAK, Wien), war für einige Jahre Mitglied der Wiener Werkstätte und Professor für Goldschmiedekunst mit dem Meisterstempel "PE".

Hiervon zeugt u. a. ein eigenh. Arbeitszeugnis mit der U. des Malers, Grafikers und Kunsthandwerkers Kolo Moser und den weiteren Unterschriften des Architekten Josef Hoffmann und des Unternehmers Fritz Waerndorfer: "Herr Eugen Pflaumer ist in der Zeit vom 15. Juli 1904 bis 8. April 1906 der Goldwerkstätte, der Wiener Werkstätte, als Meister vorgestanden und hat sich allen Anforderungen gewachsen gezeigt. Er verlässt seine Stellung auf eigenes Ansuchen [...]" (mit Stempel der Wiener Werkstätte).

Weitere Arbeitszeugnisse sind jenes der "k. k. kunstgewerbl. Fachschule Gablonz" mit U. des Architekten und Direktors Moritz Knab, des Goldschmieds Tobias Todtschinder, zur Gehilfentätigkeit im Betrieb Carl Stolls mit Stempel "Friedr. Pflaumers Nachf. Carl Stoll Gold- und Silberarbeiter am Rathhaus Weissenburg a. S.", von W. Bauscher in London und Umlauf & Schad in Hamburg.

Ein größerer Teil der Dokumente bezieht sich auf den Bewerbungsprozess als Fachlehrer in Gablonz und als Feinmetalltechniker in Krefeld, außerdem finden sich gedr. Mitgliedsausweise, Schreiben und Quittungen des Österreichischen Werkbunds und des Deutschen Gebirgsvereins für Gablonz, Schriftstücke zur Teilnahme an der Ausstellung des Deutschen Werkbunds in Köln 1914 (gedr. Rechnung mit hs. Eintragungen), die kriegsbedingt früher als geplant beendet werden musste, und zu Ausstellungsversicherungen. Weitere Quittungen diverser Gold- und Silberschmiede, Fabrikanten, Edelsteinhändler und -schleifer, Scheideanstalten, sowie zwei Visitenkarten des Malers und Pädagogen Francis H. Newbery ("Introducing Herr Pflaumer [...]") liegen bei. Außerdem die Verleihungsurkunde des Preises der Stadt Gablonz über 400 Kronen mit U. des Historikers und Oberbürgermeisters von Gablonz Karl R. Fischer.

Zahlreiche Ausbildungsnachweise, darunter Schul- und Lehrzeugnisse der "Königl. Realschule in Weissenburg" und der "Königlichen Zeichenakademie in Hanau" mit eh. U. des Bildhauers Max Wiese sowie des Emailleurs W. Bastanier in Pforzheim erhellen Pflaumers Werdegang. Von Pflaumers persönlichen Dokumenten liegen eine Geburtsurkunde, ein Taufschein, ein Leumundszeugnis, ein Staatsangehörigkeits-Ausweis, zwei ärztliche Atteste und ein Führungszeugnis des Heers bei; bemerkenswert ist ein Krankenzettel mit dem Vermerk einer Schusswunde (o. D.). Die 29 eh. Briefentwürfe und Notizen Pflaumers stehen im Zusammenhang mit Bewerbungen um Arbeitsstellen, damit verbundenen organisatorischen Hürden, mit der Tätigkeit als Professor und mit Quittungen.

II. Die Briefe und Postkarten weiterer Hände meist sowohl beruflicher wie privater und freundschaftlicher Natur von Fachkollegen wie dem Goldschmied Julius Svensson (1877-1952) zu erwünschten Treffen und der Höhe eines neuen Lehrergehalts, den Direktoren und Architekten kunstgewerblicher Fachschulen Moritz Knab und Carl Wolbrandt mit Details zu den neuen Lehrstellen Pflaumers und von dem Schmuckdesigner Anton Pribil (Meisterstempel "AP" der Wiener Werkstätte). Pribils 12 eh. Begleitschreiben enthalten meist kurze Bemerkungen zum beginnenden Krieg, zum Militärdienst und zu Pribils Schritt in die Selbständigkeit aufgrund der wirtschaftlichen Probleme der Wiener Werkstätte: "Die W. W. ist jetzt ein großes ? Sie befindet sich jetzt in anderen Händen unter der Leitung eines Generaldierectors [!]. Mit der künstlerischen Leitung ist Professor Hoffmann betraut, nur das [!] sie jetzt noch höhere Verkaufspreise haben als früher [...]" (12. II. 1914). Die Postkarten zum Teil aus dem familiären Umfeld über Nachrichten eines Fritz von der Front und an Eugen Pflaumer im "Res. Inf. Reg. 218/5" im Lazarett Stübelallee.

III. Im fotografischen Teil der Sammlung finden sich zum einen Portraits aus dem Familienleben, mit Kollegen und Gruppenportraits in Kriegsmontur, zum anderen Landschafts- und Architekturaufnahmen vorrangig des römischen und mittelalterlichen Weißenburg, der Heimat Pflaumers, welche dieser als Motive für die Radierungen der vorliegenden Sammlung aufgriff.

IV. Im künstlerischen Werk beeindrucken neben Objekt-, Schmuck-, Portrait- und Aktzeichnungen vor allem die detailliert ausgeführten Pflanzenstudien (botanische Blätter) in Tusche und Bleistift (zum Teil mit Weißhöhung und koloriert/aquarelliert), die Pflaumers Können in 30 Folioblättern präsentieren und denen in bemerkenswerter Naturtreue auch etwas Jugendstil anhaftet. Historisch interessant ist auch ein eh. Kassen- und Auftragsbuch mit zahlreichen Original-Entwurfszeichnungen Pflaumers und einigen montierten Photographien der gefertigten Schmuckstücke (Broschen, Steckkämme, Ringe, Anhänger und sog. Schriftplatten), das Auftragsarbeiten für die Wiener Werkstätte und private Auftraggeber (Dr. Randa, Ullmann, Bauscher, Jul. Schindler, Friedr. Zeilis, Moritz Knab, Kleinert, Kaminsky u. a. m.) sowie die verwendeten Feinmetalle und Halbedelsteine einschließlich der Kosten dokumentiert.

Zum Teil mit deutlichen Altersspuren, Knicken und kleinen Einrissen. Beiliegend drei eh. Postkarten mit U. eines Robert, einige Photographien präparierter Tiere sowie eine Aktphotographie, ein hs. Gedicht, Ausschnitte aus Zeitungen und Illustrierten, zwei unbeschriebene Postkarten sowie ein ms. und drei hs. adr. Kuverts.