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"Herzklopfen, als ich zum erstenmal vor dem Publikum Bratsche spielte"

Mendelssohn Bartholdy, Felix, Komponist (1809-1847). Eigenh. Brief mit U. ("FMB") und ganzseitigem Notenmanuskript des "Sonntagslieds".

Leipzig, 31. I. 1836.

(3 SS. Brief und 1 S. Noten =) 4 SS. auf Doppelblatt. 8vo.

Schöner, inhaltsreicher Brief an seinen engen Freund Karl Klingemann (1798-1862), in dem der seit einem halben Jahr in Leipzig tätige Kapellmeister und Komponist von seinen neuen Lebensumständen berichtet und den Freund einlädt, ihn und das Niederrheinische Musikfest zu besuchen: "Ich bin auch schon zuweilen wieder ganz lustig und vergnügt gewesen, aber es wollte niemals recht vorhalten und mir wurde dann nur um so trauriger zu Muth. Beschäftigung ist das einzige was mir hilft, und so ist mir meine Stellung hier sogar förderlich da ich alle acht Tage Musik, und mitunter recht gute machen muß. Auch fangen schon die Düsseldorfer an wegen des Musikfestes zu treiben, in wenigen Tagen muß ich den ersten Teil des Paulus an Simrock zum Druck schicken [...]". Mendelssohn sollte zwischen 1833 und 1846 insgesamt sieben Mal das Niederrheinische Musikfest leiten; bei dem hier angesprochenen 18. Musikfest, das am 22. und 23 Mai 1836 stattfinden sollte, dirigierte Mendelssohn auch die Uraufführung seines "Paulus"-Oratoriums.

Von dem gemeinsamen Freund, dem Politiker und Organisten Friedrich Schlemmer ("wir sehen uns oft und gern") läßt er grüßen, und er ersucht Klingemann seinerseits, ihn bei den Komponisten William Horsley und Ignaz Moscheles zu entschuldigen, "daß ich jetzt nicht gleich schreiben kann; ich habe kaum zu inliegenden Zeilen an Rosen Zeit gehabt". Sophie Rosen (1822-1901), die Halbschwester des Orientalisten und Sanskritisten Friedrich August Rosen, sollte neun Jahre später Klingemann ehelichen.

Über einen erfreulichen Neuzugang, nämlich den Violinvirtuosen Ferdinand David, weiß er zu berichten: "Gewiß erinnerst Du Dich noch des kleinen David, Bruder der Mme. Dulcken; er ist jetzt hier, aber groß und ein fester, guter Musiker geworden, und wird vielleicht hier im Orchester als Vorgeiger angestellt, der ist mir mit seiner frischen Laune, und seinem schönen Geigenton, der sehr an Ri[e]tz erinnert, in der letzten Zeit hier recht tröstlich u. angenehm gewesen [...]". Mit der Pianistin Louise Dulcken sollte Mendelssohn einige Jahre darauf ein denkwürdiges Konzert in London geben, bei dem sie Mozarts Duett für zwei Klaviere aufführten - "perhaps the greatest treat of the concert, both pianists vieing with each other in giving the most exquisite softness and elegance of expression to the graceful inspirations of Mozart" ("The Times", 12. Juni 1844, S. 7).

Schließlich erkundigt Mendelssohn sich noch, ob das Ehepaar Moscheles das ihm übersandte Liederbuch, "das ich vor etwa 2 Monaten, nebst der Partitur meines Psalms u. dem Clav. Auszug für Mosch. u. Dich, richtig empfangen hat, und ob Du das Lied ohne Worte aus f Dur magst, das ich hinein geschrieben. Das von Heine aus as Dur halte ich wohl für eins meiner hübschesten. Bitte, schreib mir doch recht bald, ob Du mir erlaubst, den Anfang Deines reizenden Sonntagliedes 'Es schallt ringsum durch Wald u. Flur' so abzuändern 'ringsum erschallt' [...]".

Sein "Sonntagslied", zu dem Klingemann den Text beisteuerte, notierte Mendelssohn fein säuberlich auf S. 4 in drei dreizeiligen Systemen mit unterlegtem Text.

Einige Einrisse fachmännisch restauriert.

Literatur

Erstdruck: K. Klingemann (Hg.), Felix Mendelssohn-Bartholdys Briefwechsel mit Legationsrat Karl Klingemann in London (Essen, 1909), S. 197f., mit Vollreproduktion auf 2 beiseitig bedruckten Tafeln.