Adelssatire

[Erbach-Schönberg]. Satirisches Blatt auf das Adelsgeschlecht Erbach-Schönberg.

O. O., ca. 1760-1770.

Qu.-8vo (142:100 mm). Aquarellierte Zeichnung auf Papier mit handschriftlicher Bezeichnung.

 3.500,00

Derb-satirische Karikatur auf Angehörige der Familie Erbach-Schönberg, die einander vor lauter Ergebenheit das Gesäß lecken. Dargestellt ist der auf einem Canapé liegende Karl Eugen Graf zu Erbach-Schönberg (1732-1816) mit entblößtem, von einer kürzlich empfangenen Tracht Prügel geröteten Hinterteil ("allerliebster Arsch"); rechts stehen seine drei Geschwister Auguste Friederike Gräfin Giech-Thurnau (1730-1801), Karoline Ernestine Gräfin Reuß-Ebersdorf (1727-96) und Gustav Ernst (1739-1812) sowie ein nicht identifizierter Herr mit Augenglas im einfachen Rock (wohl Arzt oder Pfarrer, "zum Drechseln").

Karl Eugen in den Mund gelegt sind die Worte: "Liebste Geschwister ich habe nicht gewußt daß ihr einen solchen Gusto an einen geklopften Arsch habt, nur zu von Herzen steht er euch zu Diensten". Gustav Ernst behauptet: "Lekken ist meine Freud, und ihr müst wißen das ein so geklopfter Arsch, O wie gut! ich möchte ihm biß auf das Herz hinein"; und Karoline Ernestine erklärt, "ich habe auch gern waß lekkeres".

Die historischen Hintergründe der Karikatur sind ungeklärt, der talentierte Zeichner hatte jedenfalls keine hohe Meinung von der Odenwälder Familie. Obwohl undatiert, ist das Blatt sicher ungefähr zeitgenössisch mit Goethes nicht allzu weit von Erbach spielendem "Götz von Berlichingen" (1773), dessen Erstausgabe das alte apotropäische Schmähwort zu literarischen Ehren beförderte.

Die Personen sind von alter Hand numeriert; die Auflösung nach beiliegender neuerer Legende. Ein kleines Loch ohne Bildberührung, sonst wohlerhalten. Sehr ungewöhnliches und reizvolles Stück.