[VERKAUFT]

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Wagner, Richard, Komponist (1813-1883). Portraitphotographie mit eigenh. Widmung als vollständiges Notenmanuskript und U. (Namenszug "Richard Wagner).

[Wien, 1861].

Ovaler Albuminabzug (Vintage), 275:215 mm. Die Widmung auf dem Untersatzkarton des Portraits. Unter Passepartout gerahmt und verglast (Rahmenmaß 670:570 mm).

Prachtvolles Portrait des jungen Wagner, 1860 in Brüssel von Ghémar frères aufgenommen, darunter Wagners einzeiliges Musikautograph: eine launige Vertonung der Widmung "Seinem Freund Standthartner, Richard Wagner".

Das Portrait (bei Geck als Nr. 8A verzeichnet) zählte der Komponist selbst zu seinen gelungensten; 1860 schrieb er an Liszt: "Man hat nämlich in Brüssel eine sehr gute Photographie von mir gemacht, von der man mir selbst nur ein Exemplar machte". An anderer Stelle lobte er sein Bildnis: "Es hat wirklich Eindruck auf mich gemacht: ich gefalle mir drauf besser als auf irgend einem sonst von mir gemachten" (Wagner, Sämtliche Briefe XII, 124).

Den herrlichen Abzug schenkte Wagner seinem großen Gönner in Wien, dem renommierten Mediziner Josef Standthartner, den er im Mai 1861 kennengelernt hatte (vgl. Kloss 1909, S. 283). 1861-92 war Standthartner Direktionsmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde. Er präsentierte die Photographie an einem bevorzugten Platz in seiner Wohnung, wo sie Wendelin Weißheimer im Jahre 1862 sah und für seine Erinnerungen das Notenzitat notierte. Ein Brief Wagners an Standthartner vom 11. Dezember 1863 beginnt mit einer Variante derselben Notenzeile ohne den Text.

In seiner Vertonung verbarg Wagner einen Seitenhieb auf die Unterschiede zwischen reichsdeutscher und österreichischer Sprache: Nachdem er sich oft darüber hatte beklagen müssen, dass seine alpinen Adepten die Namen seiner Opernhelden falsch aussprachen, belegte er in seiner musikalischen Widmung an Standthartner absichtlich die erste Silbe des Namens gut teutonisch mit einem dramatischen zweigestrichenen d, langgezogen zu einer halben Note, wo doch der Wiener selbst den Akzent auf die Paenultima gelegt hätte.

Das vielbeachtete Bildnis wurde bei der Internationalen Ausstellung für Musik- und Theaterwesen 1892 in Wien gezeigt. Im Wagner-Werkverzeichnis (1986) wird die Handschrift der kleinen Gelegenheitskomposition als "verschollen" geführt, außerdem - Weißheimer folgend - der Widmungsempfänger als "Standhartner" transkribiert und das hohe d mit in der Vorlage nicht vorhandenem Fortezeichen markiert.

Literatur

Kat. der Int. Ausstellung für Musik- und Theaterwesen (Wien 1892), S. 420, Nr. 11. Weißheimer (1898), S. 222f. Glasenapp III, S. 412. Deathridge/Geck/Voss, WWV, S. 558. Hans Schneider (Tutzing), Kat. 296 (1987), Nr. 21. Geck, Das Bild Richard Wagners (1983), 8A.