Zur Erinnerung an die Errichtung des Bank- und Börsengebäudes an der Freyung

[Ferstel, Heinrich]. Dem Erbauer des Bank- und Börsegebäudes Architekten Heinrich Ferstel zur Erinnerung.

Wien, Oktober-November 1860.

36 Unterschriften auf 2 SS. sowie ein signiertes Widmungsblatt. Vorgebunden ein kalligraphisches Titelblatt mit Dedikationsversen, im Rand meisterlich aquarelliert und mit mehrzeiligen historistischen Initialen auf goldgehöhtem Grund (sign. K. Geiger). Mehrfärbig intarsierter Lederinband auf 5 Bünden mit acht quadratischen, getriebenen und vergoldeten Fleuronée-Beschlägen auf beiden Deckeln. Farbig dekorierte Vorsätze und -spiegel aus fein geripptem Strukturpapier. Folio (295 x 360 mm).

 9.500,00

Das dem Architekten von den "beim Bau Beschäftigten" gewidmete Album zur Erinnerung an die Errichtung des Bank- und Börsengebäudes an der Freyung, heute gemeinhin als Palais Ferstel bekannt, versammelt (wie es in den von Ferstels Freund Karl Josef Geiger prachtvoll ausgeführten und meisterlich illustrierten Widmungsversen heißt) die Unterschriften "von jenen vielen Leuten / Die, was Du dachtest, ausgeführt [...] / Wir waren bei dem schönen Werk als Helfer auserlesen / Und jeder rühmt sich: Ja, auch ich / Bin mit dabei gewesen".

Die Unterschriften stammen von einzelnen Künstlern und Kunstgewerblern bzw. stehen stellvertretend für ihre Firmen, darunter Florian Baldus, Stefan Barawitzka, Bernardo de Bernardis, Joseph Berndt, Anton Detoma, Franz Josef Dobiaschofsky, Anton Rt. von Fernkorn, Karl Josef Geiger, Carl Geyling, Josef Griller, Philipp Haas & Söhne, Eduard Hauser, August Kitschelt, Rudolf Knepper & Schmidt, Franz Melnitzky, Anton Ölzelt, Anton Theodor Palkl, Friedrich Paulick, Hermann von Riewel und Carl Wisgrill. Von Wilhelm Ritter von Lucam, dem ersten österreichischen Vizegouverneur der Österreichisch-Ungarischen Bank, stammt eine mehrzeilige eh. Widmung an Ferstel.

Der prachtvolle signierte Einband stammt aus dem Hause des Wiener "Galanterie-Buchbinders" August Habenicht. Über das breitgefächerte Angebot des Betriebs hieß es 1853 in Kirschs "Hand- und Hülfsbuch" mit dem Titel "Die Fabrication der Portefeuilles, Etuis, und Ledergalanterieewaren nach ihrem neuesten Standpuncte" (Weimar, B. Fr. Voigt), das sich auf den "amtlichen Bericht" über die Wiener Gewerbe-Ausstellung im Jahre 1845 beruft: "Pracht- und sonstige verzierte Einbände in Maroquin, Chagrin, Sammet, mit Beschlägen und Mosaikvergoldung; Taschen, Cassetten, Weihwassergefäße, Portraitrahmen, Etuis, Uhr- und Cigarrenträger u. a. m. Vieles höchst gelungen, von vorzüglichem Geschmacke und originell. Die Prachteinbände sehr lobenswerth" (S. 205 und 207).