Friedjung, Heinrich, Historiker (1851-1920). Eigenh. Brief mit U.

Wien, 14. I. 1909.

3 SS. auf Doppelblatt. 8vo.

 180,00

Mit Dank für eine fruchtlose Bemühung für einen Landsmann, zum langfristigen, jedoch absehbaren Ende von Friedjungs Arbeiten an einem zweiten Band und der Ablehnung, vor dessen Beendigung einen Vortrag zu halten: "Sie schreiben mir bezüglich eines Vortrages in Hamburg, doch möchte ich bitten, in diesem Winter davon abzusehen. Ich habe bereits mehrere Anträge dieser Art abgelehnt, weil, so ungeduldig Sie auch freundlichst meinen zweiten Band erwarten, meine Sehnsucht nach Beendigung jedenfalls die Ihrige und die aller künftigen Leser überragt. Es besteht eine entfernte Aussicht, ihn in diesem Jahre zu Ende zu bringen [...]".

Nur etwa drei Monate später sollte es zu einem vielbeachteten Prozess gegen Friedjung kommen, worin er beschuldigt wurde, gefälschte Dokumente aus der Hand des k. u. k. Außenministers Alois Lexa von Aehrenthal gutgläubig in einem Leitartikel der Morgenausgabe der "Neuen Freien Presse" (25. III. 1909) verwendet zu haben. Darin begründete Friedjung den Einmarsch Österreich-Ungarns in Serbien, der jedoch gar nicht erfolgt war. Im darauffolgenden internationalen Skandal musste Friedjung heftige Kritik u. a. von Seiten des Satirikers Karl Kraus über sich ergehen lassen. So ist verständlich, dass sich die Arbeiten zur Fertigstellung des zweiten Bands zu "Österreich von 1848 bis 1860" bis 1912 verzögerten.

Mit Sammlernotiz in Blei.

Art.-Nr.: BN#61683 Schlagwörter: , ,