Brief mit eigenh. U.
1 S. Kl.-Folio. Mit papiergedecktem Siegel.
€ 2.500,00
Interessantes Schreiben an einen regierenden Fürsten in Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Friedrich Wilhelm und Rudolf August von Braunschweig-Wolfenbüttel (1627-1704) um die bei Blankenburg gelegene Burg Regenstein, auch Reinstein genannt. Friedrich Wilhelm erinnert den Empfänger an das Schicksal des früheren Lehnsherren der Burg Hans Erasmus von Tattenbach (1631-71), der als Beteiligter der Magnatenverschwörung gegen Kaiser Leopold I. zu diesem Zeitpunkt in Haft war, all seine Güter verloren hatte und schließlich in Graz hingerichtet wurde. Regenstein war den Grafen von Tattenbach erst 1643 durch Erzherzog Leopold Wilhelm von Österreich in dessen Funktion als Bischof von Halberstadt als Lehen verliehen worden. Gemäß den Bestimmungen des Westfälischen Friedens wurde das Hochstift Halberstadt 1648 in ein Fürstentum umgewandelt und den Kurfürsten von Brandenburg zugesprochen. Auf dieser Rechtsgrundlage nahm Friedrich Wilhelm die Burg 1671 in Besitz, traf dabei jedoch auf den Widerstand Rudolf Augusts von Braunschweig-Wolfenbüttel, der die Burg und die umliegenden Dörfer in unmittelbarer Nähe seiner Nebenresidenz Blankenburg als braunschweigisches Lehen beanspruchte.
Im Brief weist Friedrich Wilhelm diese Ansprüche zurück und wirft Rudolf August vor, diesbezüglich unwahre Berichte zu verbreiten. Darauf antwortete der Kurfürst nun seinerseits mit einer "kürtzen fürstellung" der wahren "bawandtnus der Sachen", deren Druck dem Brief ursprünglich beigefügt war, in der Hoffnung, dass sich der Empfänger den Inhalt vortragen lassen und sich der kurbrandenburgischen Position anschließen werde.
Ein militärischer Konflikt um das Lehen konnte nur durch die auf kursächsische Vermittlung erzielte Einigung darauf, ein Schiedsgericht anzurufen, verhindert werden. Erst 1697 fällte das Reichskammergericht in Speyer ein Urteil zugunsten Braunschweigs. Der zu diesem Zeitpunkt regierende Kurfürst Friedrich I. weigerte sich dennoch, das Lehen zu übergeben, und legte beim Reichstag zu Regensburg Rekurs ein. Dieser verwies die Sache zurück nach Speyer, wo die Verhandlung nie zu Ende geführt werden sollte.
Die Burg Regenstein wurde ab 1671 zur Festung und Garnison ausgebaut. Im Siebenjährigen Krieg besetzten französische Truppen die Festung für fünf Monate, 1758 folgte die Rückeroberung und Schleifung der Anlage durch Preußen.
Mit einem kl. Einriss mit Textberührung, wohl durch Tintefraß.