Puella vatidica veteris Marchiae.
4to. (8) SS. Mit Titeleinfassung und Holzschnittillustration am Titel. Papierener Heftstreifenrücken.
€ 2.500,00
Hochseltene lateinische Originalausgabe dieser noch in deutschen Übersetzungen verbreiteten Flugschrift über das Auftauchen einer "Neuen Sibylle" in der Mark Brandenburg.
Unter großen Leibes- und Seelenqualen, vor Angstschweiß triefend, kündigte 1580 eine dreizehnjährige Schäferstochter aus Schönebuch bei Stendal "die drei apokalyptischen Strafen von Hunger, Pest und Krieg an, wobei sie die erste Strafe schon als eingetroffen ansah [...] Die Pest werde noch viele hinwegraffen. Ganz Europa solle schließlich durch Krieg verwüstet werden", und die Türken würden entsetzliche Greueltaten begehen. "Wie das Kriegshandeln der Türken ausgestaltet ist, ist möglicherweise angelehnt an eine Türkendarstellung in einem Flugblatt von Erhard Schoen, das mit Versen von Hans Sachs versehen war, gedruckt in Nürnberg durch Johann Weigel ca. 1530" (S. Kofler, Prophetie als Partizipation am Heilsplan?, Leipzig 2017, S. 90).
Der Titelholzschnitt zeigt die wehklagenden Menschen inmitten abgeschnittener Gliedmaßen, über ihnen ein Engel mit der Himmelsposaune prophetischer Verkündigung. Weitweit nur ein einziges anderes Exemplar in Bibliotheken nachweisbar (HAB Wolfenbüttel, Sammelband aus der Universitätsbibliothek Helmstedt, Signatur H: J 326.4° Helmst). Noch im selben Jahr erschien aus der Feder des Simon Moyse aus Lüchow eine deutsche Übersetzung unter dem Titel "Newe Prophetin von Schönebeche, in der alten Marck, zwo Meilen von Stendel gelegen", die auch nachgedruckt wurde.
Durchgehender alter Wasserrand, sonst wohlerhalten. Provenienz: Schwedische Privatsammlung.
VD 16, P 5359. Nicht bei Göllner. Nicht bei Hohenemser, Flugschriftenslg. Freytag.