Eines der größten Buchunternehmen des 17. Jahrhunderts

Merian, Matthaeus. Theatrum Europaeum. Beschreibung aller Geschichten so sich 1617[-1718] zugetragen haben. Beschrieben durch J. P. Abelin [u. a.].

Frankfurt a. M., Daniel Fievet, Johann Görlin et al., ca. 1633-1738.

21 Bde. Mit 19 (statt 20) Kupfertiteln, Wappenkupfer, 646 (statt 686) gest. Ansichten, Plänen und Karten, 690 (statt 692) Textkupfern sowie einigen Falttabellen. Lederbände des frühen 18. Jhs. mit Rückenvergoldung und blindgepr. Deckelbordüren. Folio.

 75.000,00

Vollständige Reihe der berühmten, von Matthaeus Merian und seinen Nachfolgern illustrierten Jahrhundertchronik, die erste und umfangreichste Quelle zum Zeitalter des dreißigjährigen Krieges und Ludwigs XIV. Die vollständige Reihe aller 21 Bände gilt aufgrund des sich über knapp hundert Jahre erstreckenden Erscheinungszeitraumes als selten.

"[E]ines der größten Buchunternehmen des 17. Jahrhunderts [...] Durch seine zahlreichen Landkarten, Städte- und Ortsansichten, Schlachtpläne, Ereignisstiche und Kupferstich-Porträts [...] hat das Werk heute vor allem einen hohen kulturgeschichtlichen Wert" (LGB). "Aus eigener Lektüre möchten wir sagen, daß es in deutscher Sprache keine vergleichbare und ebenso reiche Fundgrube zeitgenössischer historischer Dokumentation über das Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges und das von Ludwig XIV. gibt" (Wüthrich).

Einzelbände erlebten bis zu sechs Auflagen; das vorliegende Exemplar setzt sich aus ersten bis dritten bzw. vierten Drucken zusammen. Wüthrich zählt einen Maximalbestand von "693 verschiedenen Tafeln mit 722 Abbildungen. Davon hat M. Merian d. Ä. erwiesenermaßen nur 140 selbst gestochen [...] allerdings einige der schönsten und wertvollsten Kupfer seines gesamten Oeuvres [...] In den letzten Bänden kommen mitunter wahre Prunkstücke der Portraitgraphik vor". Die Portraits sind zunächst in den Text eingedruckt, ab Bd. 9 aber vollständig auf Einschaltblättern. Da auch Wüthrich nicht alle Auflagenvarianten erfassen konnte, muss die Kollation sich noch immer auf die jedem Band (außer hier Bd. 11) beigegebenen Kupferverzeichnisse stützen, die dem Verlust oder der Neuanfertigung von Kupferplatten während der Auflagendrucke recht genau Rechnung zu tragen scheinen. Die obige Kollation ist auf diesem Wege erstellt, die Tafelzählung erfolgt rein physisch (2 Darstellungen auf 1 Tafel sind als 1 gezählt, eine große, auf 2 nicht zusammengesetzte Tafeln verteilte Darstellung als 2, hierin teils von Wüthrichs nicht einheitlicher Erfassung abweichend).

Einheitlich gebundene Exemplare in so ansprechender Einbandausstattung sind - zumal in dieser Komplettheit - sehr selten; ein deutlich inkompletteres Exemplar in schlichten Halbpergamentbänden ("sold with all faults, not subject to return") wurde im November 2007 bei Sotheby's um £30,500 zugeschlagen.

Provenienz

Aus der Bibliothek der Landgrafen von Hessen-Kassel mit goldgepr. Grafenkrone am Rücken; ab 1717 in die Marburger Universitätsbibliothek eingegliedert. Später in der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen mit entspr. Stempelung.

Beschreibung

21 Bde. Mit 19 (statt 20) Kupfertiteln, 1 gest. Titelvignette, 1 Wappenkupfer, 646 (statt 686) gest. Ansichten, Plänen und Karten, vielfach gefaltet oder doppelblattgr., 690 (statt 692) Textkupfern (meist Portraits auf Einschaltbll.) sowie einigen gefalt. Tabellen. Lederbände des frühen 18. Jhs. mit Rückenvergoldung (Titelei und Kronensignet) sowie blindgepr. Deckelbordüren, ab Bd. 16 leicht verändert und mit Supralibros "Academ. Marburg.". Folio (ca. 220 x 335 mm).

Zustand

Einbände beschabt und berieben, einige Kapitale ausgefranst, einige Wurmspuren. Es fehlt der Kupfertitel zu Bd. 16 (zu Bd. 20 nicht erschienen). Die 40 fehlenden Tafeln entstammen vor allem den Bänden 2-5 und umfassen zahlreiche Belagerungsansichten großer deutscher Städte (ferner Lissabon in Bd. 16 und 2 Karten). 7 der frühen Bände etwas kleiner als die übrigen, die Einbände jedoch der Reihe angeglichen.

Insgesamt meist gebräunt, teils fleckig, einige Falzeinrisse. Der älteste Bd. 2 stärker gebräunt und braunfleckig, etliche Einrisse sowie Bugeinschnitte an Textbll. (ebenso in Bd. 4-6), S. 409/10 etwa zu 1/3 mit Textverlust ergänzt. In einigen Bänden sind Registerbll. und wenige Tafeln eingerissen, vereinzelt Wurmspuren, Tafeln von Bd. 21 teilw. verso gestempelt.

Literatur

Wüthrich III, 113-272 (ersetzt die früheren Darstellungen bei Lipperheide, Bingel, Fauser u. Diesch). LGB VII, 399f.

Art.-Nr.: BN#63038 Schlagwörter: , ,