Hartmann, Ernst, Schauspieler und Regisseur (1844-1911). Eigenh. Brief mit U.

Wien, November 1880.

3 SS. auf Doppelblatt. Qu.-8vo.

 100,00

An einen namentlich nicht genannten Adressaten: "[>]G. H. Lewes sagt: Hundert verschiedene Laute werden sich bei derselben Gelegenheit, z. B. bei der Nachricht vom Tode eines geliebten Wesens, auf hundert verschiedene Weisen benehmen; werden ihrer Gemütsbewegung durch verschiedene Blicke und Gesten Ausdruck geben.

Der Schauspieler muß eine Auswahl treffen. Er muß typisch sein. Seine Ausrucksweise muß derartig sein, daß sie, während sie den anerkannten Symbolen unserer gemeinsamen Natur angehört, zu gleicher Zeit das besondere individuelle des dargestellten Characters hat. Die Kunst des Schauspielers besteht darin, in wohlbekannten Symbolen auszudrücken, was ein Individuum empfindet! < Ich bin ganz seiner Meinung [...]".

Der aus Hamburg stammende Schauspieler wurde 1864 von Heinrich Laube ans Wiener Burgtheater geholt, wo er als Liebhaber und später als Bonvivant und Charakterdarsteller, seit 1880 auch als Regisseur erfolgreich war. Hugo von Hofmannsthal schreibt in seinem Nachruf: "Ich suche Hartmann in meinem Gedächtnis, und sehe zahllose Gestalten. Lebendig springen sie hervor, sein Clarence und sein Mercutio und sein König Heinrich und sein Leon [...]" (zit. n. Haeusserman, Das Wiener Burgtheater, Wien u. a., Molden, 1975, S. 58).

Der als Referenz genannte Schriftsteller G. H. Lewes war u. a. Verfasser eine Goethe-Biograph und lebte in wilder Ehe mit George Eliot zusammen, da er seiner noch lebenden, jedoch im Irrenhaus internierten Gattin wegen sich nicht erneut vermählen konnte.

Auf Briefpapier mit gedr. Zierbordüre am linken Blattrand.

In altem Sammlungsumschlag.

Art.-Nr.: BN#9708 Schlagwort: