Investieren in erlesene Bücher: 4,2 Millionen Euro für Hamlet

  • Wirtschaftsblatt
  • 5. Mai 2004
  • kri

So manches Werk von Immanuel Kant verbucht jährliche Wertsteigerungen von rund 20 Prozent

Zum 440. Geburtstag des Weltliteraten William Shakespeare boomt die Nachfrage nach seinen Büchern wie noch nie. Kürzlich erzielte sein Werk "Hamlet" 4,2 Millionen Euro

Wien. Sein oder Nichtsein? Vielleicht stellte sich der Mitbieter bei der vergangenen Versteigerung des Auktionshauses Christie's auch diese Frage, als er nochmals die Hand hob. 4,2 Millionen Euro lautete sein Gebot. Ein Hammerschlag, und die Spannung hatte ein Ende. Auf dem Spiel war ein Meisterwerk der Weltliteratur gestanden. William Shakespeares "Hamlet".
Das Werk, das Mitte April in New York einen neuen Besitzer fand, hatte zuvor dem Schauspieler Alec Guinness gehört. Sicherlich mit ein Grund für den erzielten Rekordpreis. Vielleicht steigerte aber auch die Tatsache, dass sich der Geburtstag William Shakespeares heuer zum 440. Mal jährt, die Begeisterung für seine Bücher. In den USA werden seine Werke für mehrere Millionen Dollar versteigert. Im Internet stehen sogar Memorabilien des Künstlers, angefangen von Manuskripten bis hin zu Kleidungsstücken, zum Verkauf.

Heimische Literaten

In Österreich sind ältere Ausgaben von Shakespeare-Werken so gut wie nicht erhältlich, sagt Kurt Szendi, Experte für historische Bücher im Dorotheum. Überhaupt besteht am Kontinent ein nur sehr geringes Angebot an Arbeiten des legendären Künstlers. Dafür setzt man im Dorotheum auf einheimische oder zumindest auf Literaten aus dem deutschsprachigen Raum. Dazu zählen die beiden absoluten Highlights der vergangenen Jahre: Eine lateinische Ausgabe der ersten vier Bände des wohl berühmtesten Städtebuchs der Renaissance, "Civitates Orbis Terrarum" aus dem Jahr 1575, sowie eine Weltchronik als erstes großes Geschichtswerk von 1493. Beide erzielten jeweils 70.000 Euro.
Bei Hugo Wetscherek, Geschäftsführer des Wiener Antiquariats Inlibris, gehen zwar nicht Bücher von William Shakespeare über den Verkaufstisch, Schriftsteller von Weltrang sind es aber doch. Kants "Critik der reinen Vernunft" ist ein gutes Beispiel für die Preissteigerung der vergangenen Jahre.

20 Prozent Rendite

Das Exemplar wurde um 14.000 Euro verkauft, Auktionsergebnisse noch vor acht Jahren brachten rund 5500 Euro. Eine jährliche Rendite von 20 Prozent ist so dem Anleger sicher. "Objekte von besonderer Qualität, die über dem Wert von 10.000 Euro liegen, steigen in ihrem Preis meist doppelt so schnell wie andere", sagt Wetscherek. So verkaufte der Experte zum Beispiel das botanische Hauptwerk von Johann Wolfgang von Goethe "Versuch über die Metamorphose der Pflanzen" inklusive eigenhändige Widmung um 28.000 Euro.