Leistungsschau der Bibliophilen

  • Der Standard
  • 15. Januar 2004
  • (dok)

23.-25. Jänner: 43. Stuttgarter Antiquariatsmesse

Stuttgart/Wien - "Schiele imitierte Klimt und mich und verzuckerte uns mit Pornographie", schrieb kein anderer als Oskar Kokoschka in den 60er-Jahren als Randbemerkung zu einer OK-Dissertation des Kunstsammlers Otto Kamm (ein Sammlungsteil der Familie Kamm, im Besitz des Kunsthaus Zug, ist derzeit in der Albertina zu sehen). Die komplette Dissertation des Schweizers, Oskar Kokoschka und das Theater wurde vom streitbaren Künstler kommentiert - er legte quasi Hand an seine eigene Biografie. Dieses Unikat ist mit 9000 Euro beim Wiener Antiquariat Inlibris veranschlagt, das heuer - wie auch Gilhofer/Wien - bei der 43. Stuttgarter Antiquariatsmesse vertreten sein wird. Zum ersten Mal reisen Meindl & Sulzmann aus Wien an.

Die Spezialveranstaltung für antiquarische Bücher, Inkunabeln, historische Welt-und Landkarten etc., abgehalten vom 23. bis 25. Jänner, beherbergt 96 Aussteller vor allem aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch viele aus dem restlichen Europa. [...]

Inlibris-Inhaber Hugo Wetscherek stellt nun seit fünf Jahren trotz eher sinkender Verkäufe in Stuttgart aus, bei der, wie er sagt "wichtigsten deutschen Messe, einer Leistungsschau des deutschen Antiquariathandels". Die Marktschwäche sei nicht konjunkturabhängig, meint der Experte, dazu sei dieses Sammelgebiet viel zu klein.

Vielmehr seien in den letzten Jahren einige große Sammler weggefallen. Um Neueinsteiger zu motivieren, so Wetscherek, "sind historische Bücher zu undramatisch, da kommt man selber drauf, wenn man so etwas will". Mailand, Florenz, London und Paris sind wichtige Messestationen im Handel. Konjunkturschwäche mache sich dennoch bemerkbar, wenn man an öffentliche Institutionen denkt, welche "rund die Hälfte der Käufe tätigen" (Wetscherek). In Deutschland gibt es eine Haushaltssperre fürs laufende Jahr...