Luthers letzter Brief an Melanchthon kostet 350.000 Euro

  • Bietigheimer Kreiszeitung
  • 25. Januar 2013
  • Gabriele Szczegulski

Handschrift ist das bisher teuerste Stück der Antiquaria in der Musikhalle in Ludwigsburg

Stolz zeigen Petra Bewer, Veranstalterin der Antiquaria in der Musikhalle, sowie die Antiquare Hugo Wetscherek aus Wien und Thomas Kotte aus Roßhaupten, das gute Stück: Der Brief Luthers an Melanchthon von 1530 kostet 350.000 Euro.

Schon wieder sind es die beiden jungen Antiquare Hugo Wetscherek aus Wien und Thomas Kotte aus Roßhaupten, die das teuerste Stück der Messe Antiquaria in Ludwigsburg anbieten. Vor zwei Jahren war es auch ein Lutherbrief, der für 280 000 Euro verkauft wurde. "Aber der ist noch wertvoller, da er der letzte Brief Luthers an Melanchthon, seinen einstigen engsten Vertrauten, ist und auch beidseitig beschreiben ist", sagt Hugo Wetscherek. [...].

Das teure Schreiben, das Hugo Wetscherek und Thomas Kotte anbieten und wofür sich schon einige Interessenten gemeldet haben, bildet Luthers Schlusswort an Philipp Melanchthon in Augsburg, wo dieser sich in Vertretung für den geächteten Luther bemüht hatte, den protestantischen Glauben anerkennen zu lassen. Die Confessio Augustana wurde zurückgewiesen. Die Stimmung in dem Brief ist trotzdem sehr gelöst, Luther wird bei eine Anekdote gar witzig: Der Kurprinz Johann Friedrich hatte dem Pfarrer einen Siegelring geschenkt, mit der Lutherrose, deren Symbolik erst kurz zuvor von Luther als die seine ausgewählt wurde. Der Kurprinz war davon ausgegangen, dass Luthers Finger ebenso füllig sind wie dessen Körpermaße. Luther schreibt Melanchthon, dass der Ring sofort vom Finger kullerte. Luther interpretierte die Situation dermaßen, dass er eben nicht geschaffen sei, Gold zu tragen, darauf hätte der Fürst folgendermaßen kommentiert: "Du bist eben ein Wurm und kein Mensch - dir würden Blei oder ein Seil besser stehen, oder gleich ein Strick um den Hals."

Die beiden Antiquare haben diesen, und den Lutherbrief vor zwei Jahren, wegen des finanziellen Risikos aus einer amerikanischen Sammlung zusammen gekauft. Noch 1934 war er in Besitz von Heinrich von Hymmen im nordrhein-westfälischen Erkrath. Der überzeugte Protestant von Hymmen stellte seine Burg während des Nationalsozialismus der Bekennenden Gemeinde zur Verfügung. Der Brief ist der einzige erhaltene an Melanchthon. Die beiden Antiquare betreiben auch auf der Antiquaria im Foyer einen gemeinsamen Stand mit alten, literarischen Werken . Unter anderem bieten sie seltene Bücher wie Originale von Boris Pasternak, Igor Strawinsky oder auch das seltenste aller Werke des Inquisitors und Autors des berühmten "Hexenhammers", Heinrich Kramer, von 1501 an, das 85.000 Euro kostet.