Max Reinhardt: Aus Amerika zurück nach Wien

  • Die Presse
  • 15 July 1998
  • Hai

Zum 125. Geburtstag des "Theaterzauberers" Max Reinhardt kaufte die Stadt Wien den letzten größeren und am Markt angeboten Bestand aus seinem Nachlaß.

Der größte Bestand an Reinhardt-Dokumenten verwahrt das Österreichische Theatermuseum - ein Geschenk der Witwe Helene Thimig. Der wissenschaftlich wertvollste, nämlich beinahe alle Regiebücher, wurde vom (verstorbenen) Reinhardt-Forscher Alfred Brooks der State University of New York at Binghamton verkauft - die Kopien davon liegen in der Reinhardt-Forschungs- und Gedenkstätte in Salzburg. Den Ankauf des letzten verfügbaren großen Bestandes durch die Wiener Stadt- und Landesbibliothek konnte Ende Juli Kulturstadtrat Peter Marboe ankündigen; die Sammlung Dr. Stein. Ein Teil davon geht übrigens ebenfalls auf den Enthusiasten Alfred Brooks zurück und war ursprünglich für SUNY Binghamton bestimmt. Doch Brooks zog manches wieder ab, seine Witwe verkaufte an den in New York tätig gewesenen Wissenschaftler Dr. Jürgen Stein. Er brauchte in Wien viele Jahre, um eine öffentliche Stelle dafür zu interessieren. Als Verkäufer trat nun das Antiquariat INLIBRIS auf. Der Kaufpreis von 8,42 Millionen Schilling fußt auf einem Schätzgutachten, das das Bundesdenkmalamt in Auftrag gegeben hat. Die Sammlung enthält neben rund 600 Briefen und Telegrammen Reinhardts auch Manuskripte und theatralische Skizzen zu Reinhardts Regietätigkeit und Dokumente in Zusammenhang mit der Vertreibung ins Exil, sowie einen Teil der Bibliothek aus Schloß Leopoldskron in Salzburg.Vor kurzem hat die Stadt- und Landesbibliothek ihre Karl-Kraus-Sammlung (die größte der Welt) mit einem Teilnachlaß ergänzt: Um zehn Millionen Schilling wurden rund 2000 Blatt in eigener Handschrift und zahlreiche Druckfahnen mit Korrekturanweisungen vom Antiquariat Hassfurther erworben. Kulturstadtrat Peter Marboe konnte am Dienstag bei der Pressekonferenz des Wiener Bürgermeisters auch auf andere von ihm finalisierte bzw. veranlaßte Nachlaß-Erwerbungen hinweisen: Schönberg, Zemlinsky, Krenek, Kiesler und Spielmann wurden von der Stadt Wien "heimgeholt".