Epp, Leon, Regisseur und Theaterdirektor (1905-1968). Ms. Brief mit eigenh. U.

Wien, 15. XII. 1956.

¾ S. 4to.

 60.00

An die Schauspielerin Lili Marberg: "Zu Ihrem 80. Geburtstag wünsche ich Ihnen zwar etwas verspätet, aber um so inniger - das Allerliebste [...]".

Leon Epp wirkte als Charakterdarsteller in Teplitz-Schönau, München, Köln und Leipzig und gründete 1937 in seiner Heimatstadt Wien das Kellertheater "Die Insel", das aufgrund der politischen Verhältnisse jedoch 1938 wieder schließen mußte. 1939-41 leitete er die "Komödie", wurde anschließend Oberspielleiter in Bochum und Graz und eröffnete 1945 in Wien sein Privattheater "Die Insel" wieder, das 1951 aber Bankrott machte. Zwischenzeitlich als Leiter des Wiener Renaissance-Theaters tätig, wurde er 1952 Direktor des Volkstheaters, dem er bis zu seinem Tod vorstand. Mit seinem Leitspruch "Man muss es wagen" prägte er den Theaterstil nach 1945, indem er neben Wiener Volksstücken auch zeitgenössische Dramen von Friedrich Dürrenmatt und Rolf Hochhuth auf die Bühne brachte und mit der Aufführung von Stücken Brechts den in Wien bestehenden Boykott gegen den Autor durchbrach. Er, Träger der Josef Kainz-Medaille, initiierte 1954 die Aktion "Volkstheater in den Außenbezirken".

Lili Marberg (1876-1962) gehörte von 1911 bis 1950 dem Wiener Burgtheater an. Seit 1936 auch Ehrenmitglied, spielte sie zunächst in Stücken Wedekinds, Hauptmanns und Ibsens, später vorwiegend Königinnen und mütterliche Frauen und galt weithin als vorzügliche Charakterdarstellerin. Zu ihren Hauptrollen zählten Desdemona, Hedda Gabler und Helena in "Vor Sonnenaufgang". Ihre einzige Filmrolle war die des Fräulein Munk in Walter Reischs "Silhouetten" (1936).

Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf des Volkstheaters.

Beiliegend eine Einladung für Lili Marberg zur Feier des 70jährigen Bestehens des Volkstheaters.

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