Günther, Anton, Philosoph und Theologe (1783-1863). Eigenh. Brief mit U.

Wien, 1851.

3 SS. auf Doppelblatt. Gr.-8vo.

 200.00

Freundschaftlicher Brief an seinen Freund Paul: "Was werden Sie nur von mir halten! Schon zweymal habe ich Ihnen durch Ihre Frau Gemahlin meinen Besuch in Prag zugesagt, aber auch zweymal mein Wort nicht gehalten. Wahrlich! es ist ein eigenes Verhängnis, daß ich nie dazu kommen kann, meine ältesten Bekannten und Freunde von Angesicht zu Angesicht wieder einmal zu sehen und unsere Gedanken auszutauschen über das was wir seit unserem letzten Wiedersehen alles haben erleben müssen [...] Es ist dasselbe Verhängnis, wovon Ihr seliger Vater schon sagte, als ich ihm Peregrins Gastma[h]l zuschickte: 'Ich kann nicht begreifen, wie man Sie in Wien kann unbenützt sitzen lassen'. Und der Professor der Philosophie in Olmütz (Zimmermann) machte in seiner Antrittsrede die Bemerkung: Nur zwey Geistliche hat Oestreich aufgewiesen, die sich um den Fortgang der Wissenschaft in Deutschland bekümmert haben, wovon aber der eine genöthigt war, von der Lehrkanzel herabzusteigen, der andere dagegen das Unglück hatte: nie eine Lehrkanzel zu besteigen [...]".

Der aus dem katholischen Lindenau stammende Theologe und Philosoph lebte seit 1824 als Privatgelehrter in Wien. "Im Gegensatz zur Neuscholastik suchte Günther eine anthropologische Fundierung und rationale Begründung der Mysterien des Christentums. Seine Philosophie, als sogenannter Güntherianismus 1830-70 von großem Einfluß, brachte ihm den Vorwurf des ‚Semirationalismus' ein. 1857 wurden die Schriften Günthers, darunter seine ‚Vorschule zur speculativen Theologie des positiven Christenthums' (2 Bde., 1828/29), auf den Index gesetzt. Zusammen mit den meisten seiner Schüler unterwarf sich Günther schließlich dieser Verurteilung. Der Rest seiner Anhänger ging später zum Altkatholizismus über" (DBE).

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