Gleichen-Rußwurm, Alexander Frh. von, Schriftsteller (1865-1947). "Fürst und Dichter". Eigenh. Manuskript mit U.

O. O. u. D.

4½ SS. auf 6 (= 3 Doppel-)Blatt. 8vo.

 350.00

"Sie gingen in das Land der Erinnerungen. Der Fürst schritt voraus. Er trug eine glänzende Uniform mit vielen Orden, deren Gold und Steine im electrischen Licht der Festsäle einst freudig und ruhmvoll gefunkelt hatten, die aber jetzt im bleichen Glanz der Vergangenheit von Schritt zu Schritt weniger schimmerten. Anfangs verneigten sich die Schatten ehrerbietig vor dem Fürsten und flüsterten sich bewundernd Berichte seiner Thaten zu Ohren. Das freute ihn mit Recht, denn er hatte sein Leben grossen Dingen geweiht. Aber im Wandern fühlte er bald mit dem feinen Empfinden des Geistes, das er in Gegenden kam, in denen Niemand mehr wusste, wer er sei, und Manche ihr Nachbarn leise nach ihm frugen [...] Da sah er sich nach seinem Begleiter um. Von der Gestalt des Dichters ging ein harmonisches Klingen aus. Bald waren es sanfte, bald gewaltige Tonwellen, die alle Schatten andachtsvoll stimmten. Wie am Anfang der Wanderung ruhten die Blicke wieder bewundernd auf dem Fürsten, der vorher unbekannt durch die Reihen geschritten [...]".

Alexander Frh. von Gleichen-Rußwurm - der Sohn von Schillers Enkel, dem Maler Ludwig von Gleichen-Rußwurm, und somit Schillers Urenkel - hatte Kontakt zu u. a. Heinrich Mann und Friedrich Lienhard, "bemühte sich, die idealistisch-humanitären Ideen der Klassik weiterleben zu lassen, und war Biograph sowie Interpret Schillers. Er schrieb Dramen, Gedichte, Romane ('Vergeltung', 1902; 'Tragödie der Schönheit', 1914; 'Feinde ringsum', 1915; 'Die Macher und die Macht', 1915), Novellen sowie kulturphilosophische und kulturhistorische Abhandlungen; sein bekanntestes Werk ist 'Sieg der Freude. Eine Ästhetik des praktischen Lebens' (1909). 1880 stiftete er zusammen mit seinem Vater die Papiere des Schillerarchivs zur Gründung des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar" (DBE).

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