Mann, Thomas, Schriftsteller und Nobelpreisträger (1875-1955). Eigenh. Briefentwurf.

[Princeton, 18. XI. 1939].

2½ SS. auf 2 Bll. Gr.-4to.

 6,500.00

An den Vorstand der "League of American Wrighters", dem US-amerikanischen Schriftstellerverband, zu dessen Ehrenpräsidenten Thomas Mann im Juni des Jahres ernannt worden war.

Im November erschien im Bulletin der League der Artikel "France today" von Elliot Paul, den Thomas Mann verwundert "als Letzter und nur zufällig zu sehen" bekam.

"Aber der Aufsatz selbst stellt eine nur zu überzeugende Rechtfertigung dieser Notmaßnahmen dar, denn er beweist die völlige Abhängigkeit des internationalen Kommunismus von der russischen Macht- und Bündnispolitik, er dient nicht etwa sachlicher Information, sondern ist ein Akt stalinistischer Kriegssabotage, eine politische Kampfhandlung gegen die Demokratien zugunsten Hitlers und Stalins".

Besonders diesen Absatz hat Mann in dem Entwurf stark überarbeitet, eine erste Fassung wurde nach zahlreichen Änderungen vollkommen gestrichen und auf dem zweiten Blatt neu begonnen. Auch diese Fassung weicht von der gedruckten Fassung in einigen Passagen und Formulierungen ab.

"Zwischen dieser Gesinnung [seiner eigenen, "anti-totalitären und demokratischen Überzeugung"] und der einer Vereinigung, aus der Manifeste wie der Artikel ›France today‹ hervorgehen, besteht eine solche Übereinstimmung aber offenbar nicht, und so kann ich die mir freundlichst übertragene Ehrenstellung nicht länger als gerechtfertigt ansehen".

Da ihm "laute Demonstrationen widerstehen", bittet er, seinen Namen von dem ihm eingeräumten Ehrenplatz zu streichen [...]". Auch hier finden sich im Entwurf zahlreiche Streichungen und Änderungen.

Der Entwurf entstand wohl noch am 17. November, denn bereits am 18. November diktierte er seiner Frau Katja die endgültige Fassung, am 24. November wurde das Schreiben übersetzt und dürfte kurz danach abgeschickt worden sein.

Für Thomas Manns politische Stellung in seiner Exilzeit und seine Sicht auf das Verhältnis der westlichen Welt zum stalinistischen Russland von ganz enormer Bedeutung. Durch die zahlreichen Bearbeitungen hat der Briefentwurf Manuskriptcharakter.

Gelocht und mit Abdruck einer Büroklammer. Vom Vorbesitzer ehemals im Rahmen präsentiert, daher im Passepartoutausschnitt leicht gebräunt.

Mit Bleistiftanmerkung zum Empfänger und dem Hinweis "Geschenk von Frau Mann 1970".

Thomas Mann, Briefe 1937-1947, SS. 134/135.

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