Eigenh. Brief mit U.
2½ SS. auf Doppelblatt. Folio.
€ 450.00
An einen namentlich nicht genannten Adressaten: "Gestatten Sie, daß ich Ihnen beifolgend zwei Manuskripte, vierstimmige Chorlieder in Canonform nach Gedichten von Martin Greif, auf den ja auch der 'Kunstwart' schon wiederholt hingewiesen[,] mit dem Anerbieten zur Reproduction in genannter Zeitschrift übersende. Gegenüber jener älteren Form der Komposition in Kanonform, wo man irgend ein kleines spruchartiges Gedicht in das Procrustesbett der streng contrapunktischen Form zwängte und es - so gut oder übel es ging - von x oder y Stimmen x oder y Mal absingen ließ, wie es selbst noch Brahms in seinen Canons für Frauenstimmen op 113 that, habe ich in vorliegenden Compositionen versucht, die Canonform nicht zum Selbstzweck, sondern zum Mittel des poetischen Ausdrucks zu machen [...]".
Edgar Istel war nach seinem Studium an der Kgl. Akademie der Tonkunst in München und bei Adolf Sandberger an der Universität München zunächst als Musikschriftsteller, Musiklehrer und Komponist tätig, ehe er 1913 nach Berlin übersiedelte, wo er als Dozent für Musikästhetik an der Humboldt-Akademie und an der Lessing-Hochschule sowie als Musikkritiker für den Ullstein-Verlag wirkte. "Seit 1920 lebte Istel in Madrid und betätigte sich dort neben seinem kompositorischen und musikschriftstellerischen Schaffen als Repräsentant des 'Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten' sowie der 'Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger in Wien'. Nach dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs emigrierte er zunächst nach Großbritannien, 1938 in die USA. Istel, der mit der amerikanischen Opernsängerin Janet Wylie verheiratet war, schrieb u. a. 'Das Libretto. Aufbau und Wirkung des Opernbuches' (1914, Neuaufl. 1922 unter dem Titel 'The Art of Writing Opera Librettos')" (DBE).