Wilhelm IV., genannt der Weise, Landgraf von Hessen-Kassel (1532-1592). Brief von Schreiberhand mit eigenh. U.

Kassel, 8. VI. 1587.

2 SS. Folio.

 1,500.00

Wohl an Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach, über Neuigkeiten in den reformatorischen Wirren der 1580er Jahre: "Unser freundtlich dienst, unnd was wir mehr liebs unnd gutts vermögen zuvor, hochgeborner fürst, freundtlicher lieber ohm, schwager, brueder und gevatter. Wir habenn E. L. schreiben de dato Baden in Schweiz, den 29 verschienes monatts may empfangen gelesen, thun uns der mitgetheilten zeittungen freundlich bedanken. Was unns nun sieder neherm unserm schreiben weitter vonn zeittungen, sonderlich welchermaßen der herzog vonn Gülich denn Papstischen gesanten endtpfangen unndt tractirt, zukommen, die tun wie E. L. herprachter vertraulicher correspondentz nach, hinjegenn zufertiegenn. Was aber das welsche kriegsvolck betrifft, so herzogk Johan Casimirs berichtt nach, albereitt uff den beinenn sein solle, unnd einen paß uffm Rhein einnemen wölle, habenn wir selbst darvor gehalltenn, das es nurt ein fanz sey, herzogkh Johan Casimirn darmitt zuerschreckenn, wie uns dann heut zeytung zukommen, darinnnen vermeldet das 100.000 man im anzug seyen die Navarrische reuter zu verhindern. So viel sonstett E. L. Badens curam antrifft, hörenn wir ganz ungernn, das sie sich so ubell bey dero selbsten amptlaßenn, woltten wunschenn, E. L. hetten darvor unser Ambser Badt besuchtt, dann dasselbig die artt hatt, ein fieber zu excitiren, wie sonst gemeinlich die bade zuhaben pflegen, sondernn ist vor das podagra, debilitatos ventriculos, oder auch sonst erkalter glidder ein uberaus guete cura. Hoffenn derohalben noch immer E. L. werden [...] uff angestellten tagk zur Naumburgk kommen, damitt wir unns miteinander ersehen, und in fröligkeit besprechen mögen [...]".

Landgraf Wilhelm IV. erwies sich in der Förderung der protestantischen Sache vorsichtig: "er war weit davon entfernt, etwa wie Pfalzgraf Johann Casimir, mit den Waffen hier einzugreifen, und [...] beschränkte sich auf Vorstellungen und gute Rathschläge, die in diesem Falle wie so oft ohne Erfolg blieben. Zuweilen war er damit glücklicher, wie mit den Vorstellungen, die er gemeinsam mit seinen Brüdern und einigen Pfalzgrafen 1586 beim Kaiser gegen die Bedrohung der damals evangelischen Reichsstadt Aachen durch den Herzog von Jülich erhob" (ADB XLIII, 34). Wilhelm ist insbesondere in Erinnerung als Förderer der Naturwissenschaften: Selbst kompetenter Astronom, unterstützte er Tycho Brahe und ließ in Kassel die erste Sternwarte Mitteleuropas einrichten, die er mit modernsten Instrumenten ausstattete.

Unten rechts Gegenzeichnung von Beamtenhand. Spuren alter Faltung sowie ein Braunfleck von Feuchtigkeitseinwirkung.

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