Tanucci, Bernardo, neapolitanischer Staatsmann (1698-1783). Schreiben mit eigenh. U.

"Palacio" [Neapel], 17. I. 1761.

1 ½ SS. auf Doppelblatt. Kl.-4to.

 200.00

An den Architekten des Königspalasts von Caserta, Luigi Vanvitelli (1700-75), gerichtetes Schreiben mit der Bitte um Stellungnahme zu zwei Bittgesuchen. Die Suppliken stammten von dem Bauarbeiter Placido Domenicano, der in Vanvitellos Diensten stand ("vu[est]ro Escarpelino"), und Magdalena Viscardi, einer Witwe aus Durazzano bei Caserta, die um eine monatliche Unterstützung angesucht hatte. Viscardis Gatte dürfte durch einen Arbeitsunfall bei den Bauarbeiten in Caserta ums Leben gekommen sein; Vanvitelli sollte das Bittgesuch Domenicanos beurteilen und entscheiden, was der Witwe angeboten werden solle: "diga lo q[ue] se le ofreciere".

Interessantes Dokument des spanisch regierten Königreichs beider Sizilien und der Errichtung eines der größten Schlösser Europas. Ursprünglich von Karl III. als neue Residenz geplant, wurden die 1752 begonnenen Bauarbeiten am Palast von Caserta unter seinem Sohn und Nachfolger Ferdinand IV. fortgesetzt. Erst 1847 konnten die Bauarbeiten - mit einigen Abstrichen gegenüber Vanvitellis ursprünglichen Plan - beendet werden.

Der Staatsmann Bernardo Tanucci diente Karl III. und Ferdinand IV. über vier Jahrzehnte in höchsten Staatsämtern. Nach Ferdinands Hochzeit mit Erzherzogin Maria Karolina von Österreich 1768 geriet Tanucci durch seine aufklärerische und antiklerikale Politik in Konflikt mit der neuen Königin. 1776 wurde Tanucci schließlich entmachtet, wobei Maria Karolina selbst seine Aufgaben als erster Minister übernahm.

Minimal braunfleckig.

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