Cossmann, Paul Nikolaus, Schriftsteller (1869-1942). Eigenh. Brief mit U.

München, 12. XII. 1910.

3½ SS. auf Doppelblatt. Gr.-8vo.

 450.00

An einen namentlich nicht genannten Adressaten: "Eben lese ich die Worte, mit denen Sie Pfitzners 'Abendrot' einführen, und das ist der richtige Moment einen Brief an Sie zu schreiben, den ich schon lange mich gedrängt fühle zu schreiben. Wollen wir - ich meine die paar Leute die wissen, wer Pfitzner ist - noch länger den Concertagenten überlassen, wann seine Zeit kommen soll? Ich würde meiner Denkart nach allem 'Veranstalteten' aus dem Weg gehen, wenn es nicht den schrecklichen Begriff gäbe: zu spät. Ohne Dazuthun wird Pfitzner ein Objekt der Musikhistorie werden, wenn er tot ist. Uns liegt es ob ihn zu fördern solang er schaffen kann. Und so möchte ich Ihnen als Erstem ein Projekt mitteilen, das m. E. den Tag seiner Wirksamkeit anbrechen ließe [...]".

Der Sohn des Cellisten Bernhard Cossmann begründete 1904 die "Süddeutschen Monatshefte", die er bis 1933 auch leitete. "1905 trat er vom jüdischen zum katholischen Glauben über. Nach dem Ersten Weltkrieg wandte er sich publizistisch vornehmlich auf der Seite der nationalen Rechten gegen die Kriegsschuldthese und propagierte die Dolchstoßlegende. Trotzdem wurde er als Gegner Hitlers gleich zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur verhaftet. Ein Jahr später freigelassen, lebte er bis 1938 zurückgezogen im Isartal, wurde wieder verhaftet und 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet. Seine bedeutsame publizistische Tätigkeit war von einem kulturellem Nationalismus geprägt, dem es völlig an politischem Verständnis mangelte" (DBE).

Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf der "Süddeutschen Monatshefte".

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