Urbanitzky, Grete von, Schriftstellerin (1893-1974). Eigenh. Brief mit U.

Lanersbach im Zillertal, 21. IX. 1920.

3 SS. auf gefalt. Doppelblatt. 8vo.

 100.00

An eine namentlich nicht genannte Kollegin: "Es ist natürlich nicht schön von mir, daß ich außer einer Karte diesen Sommer nichts von mir hören ließ und nun schon mit einer Bitte zu Ihnen komme. Aber ich bin in diesem Tirolersommer vom Schreibtisch wenig weggekommen und habe auf Bestellung ein Lyrikwerk und einen Roman vollenden müssen, die zu Weihnachten erscheinen werden, so daß ich ein wenig Angst vor Tinte und Papier hatte. Meine Schwester Isa, Medizinstudentin an der Wiener Universität, ist durch Unterernährung und Überarbeitung an beidseitigem eitrigem Lungenkartarrh erkrankt und der Professor Chosstek verlangt, daß sie 6 Monate Höhenluft und Sonne am Land hat, sonst gibt er ihr nur mehr drei Jahre. Sie können sich unsere Sorge und Angst vorstellen. Nun ist unser armer Papa, der für 4 Kinder zu sorgen hat, außerstande so einen Aufenthalt zu bezahlen. Ich will natürlich nach Kräften helfen, ein teurer Sanatoriumsaufenthalt geht aber über meine Kräfte. Nun möchte ich Sie sehr bitten, sich zu erkundigen, ob man meine Schwester in einem Sanatorium zum halben Preis, oder in einer Fürsorgeanstalt für Kranke unterbringen kann […]".

Die aus einer alten Offiziersfamilie stammende Tochter eines Statthaltereiingenieurs war in der Redaktion des "Wiener Tag" und als Inhaberin des Verlagsbüros Urbanitzky in Wien tätig. Nach dem "Anschluß" Österreichs emigrierte sie, die auch erste Generalsekretärin des Österreichischen P.E.N.-Clubs war, nach Frankreich, wo sie bis 1939 Korrespondentin deutscher und österreichischer Zeitungen war. 1939 ging sie in die Schweiz und arbeitete seit 1951 als Korrespondentin deutscher Zeitungen in Genf. Neben Gedichtbänden und Novellen veröffentlichte sie vorwiegend Romane, darunter "Mirjam Sohn" (1926) und "Durch Himmel und Hölle" (1932); zudem übersetzte sie aus dem Englischen, Französischen und Italienischen.

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