Förster, August, Schauspieler und Theaterdirektor (1828-1889). Eigenh. Brief mit U.

Berlin, 24. VIII. 1888.

3 SS. auf gefalt. Doppelblatt. 8vo.

 150.00

An einen Freund: "Seit Anfang August hab' ich in Ihrer Nachbarschaft - in Unterach - gehaust, ohne eine Ahnung zu haben, daß ich Sie so nahe hatte, wo Sie so leicht erreichbar für mich gewesen wären! Als ich es endlich erfuhr - erfuhr von meinem Sohn, demselben Patron, dessenthalben ich Ihnen jetzt schreibe - war es zu spät. Man sagte mir, daß Sie seit Sonntag vor 8 Tagen abgereist seien! Sie glauben mir gewiß, wenn ich Ihnen sage, daß ich es schmerzlich bedaure, des Vergnügens verlustig gegangen zu sein, einen alten Bekannten und Freund begrüßen zu können und ich bin eitel genug zu glauben, daß auch Sie nicht ungern mit mir wieder einmal geplaudert hätten. Was mich aber veranlasst heute an Sie zu schreiben, ist mein väterliches Interesse. Sie sind, wie ich höre, bei dem neu erstehenden Wiener Volkstheater betheiligt und haben eine einflussreiche und wichtige Stellung bei dem Unternehmen. Nun wollt' ich Sie bitten, Ihr Fürwort bei dem Director Herrn v. Bukoviks für meinen Sohn Heinrich einzulegen, den Sie ja schon als Buben gekannt haben. Ich kann Ihnen - ohne ob väterlicher Schönfärberei erröthen zu müssen - die Versicherung geben, daß er ein tüchtiger Schauspieler geworden ist. Wäre nicht seine Figur so sehr in die Breite gegangen, hätte er gewiß schon eine glänzende Carriere gemacht […]".

Auf Briefpapier mit gedr. Briefkopf.

Förster kam nach Stationen in Posen, Bromberg, Stettin, Danzig und Breslau 1850 ans Wiener Burgtheater, an dem er bis 1875 als Schauspieler, seit 1870 auch als Regisseur tätig war; daneben lehrte er als Professor am Konservatorium. Anschließend das Leipziger Stadttheaters leitend, wechselte er 1883 als Mitbegründer und Leiter an das Deutsche Theater Berlin und kehrte 1888 als Direktor an das Wiener Burgtheater zurück. Der Gatte der Schauspielerin Florentine Förster übersetzte Gesellschaftsstücke aus dem Französischen, bearbeitete ältere Stücke und schrieb u. a. 'Der Einfluß der Lessingschen Dramaturgie auf die Einführung Shakespeares in Deutschland'. Vgl. Czeike II, 347.

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