Gabillon, Zerline, Schauspielerin (1835-1892). Eigenh. Brief mit U.

Wien, 27. IX. 1873.

3 ½ SS. auf gefalt. Doppelblatt. Folio.

 160.00

"Schon zu verschiedenen Malen waren Ew Exzellenz so gütig mir zuzugestehen, das meine Einkünfte im Vergleich zu denen meiner Colleginnen zu gering seien und auch den in neuerer Zeit erhöhten Anforderungen an Toilette, eben, nicht entsprächen.

Eine eigentliche, detaillierte Auseinandersetzung meiner hierauf bezüglichen Wünsche bat ich, erst im Herbst Ew Exzellenz überreichen zu dürfen, und nehme mir jetzt die Innigkeit dies zu thun. Meine Eigenbezüge (außer Spielhonorar 10 fl per Abend) belaufen sich auf 6200 fl; - hiervon entfällt auf Garderobengeld nur 1200 fl, eine Summe, die bei meiner Contractschließung ausreichend für den Toilettenbedarf der damaligen Zeit war, heute aber kaum die Ausgaben für die Hälfte des Jahres decken kann.

Ich erlaube mir demnach die ergebenste Bitte: Ew Exzellenz wollen gütigst meine Eigen Bezüge auf 8000 fl erhöhen, und diese Zulage nach Ew Exzellenz Ermessen auf die verschiedenen Gehaltsquoten vertheilen.

Wenn Ew Exzellenz nun geneigt wären auf diese meine wohl nicht zu bescheidenen Wünsche einzugehen, so muß ich mir zuvörderst jedoch erlauben meinem hohen Chef in aller Ergebenheit zu bemerken, daß ich diese Gehaltserhöhung nur, verbunden mit einem Zugeständniß für meine künstlerische Stellung, mit Dank acceptiren würde.

Sollte die artistische Direction fortfahren wollen mich in einer, gegen meine frühere Position, so degradirten Stellung zu erhalten, so würde, auch eine noch so große Gehaltszulage mich nicht bestimmen können, in dieser auszuharren […]".

Geboren in Güstrow/Mecklenburg, erfuhr die spätere Gattin des Schauspielers und Regisseurs Ludwig Gabillon ihre Ausbildung in Hamburg. 1853 ans Wiener Burgtheater berufen, blieb sie diesem bis zu ihrem Tod treu.

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