Eigenh. Brief mit U.
1 S. auf gefalt. Doppelblatt. 8vo.
€ 80.00
Wohl an die Schauspielerin Anna Kratz (1837-1918), bezüglich ihres 40-jährigen Jubiläums am Burgtheater: "Verehrte Landsmännin. | Ich sende Ihnen hier den poetischen Scherz, der sich gelesen wohl kaum so gut macht als in richtiger Stimmung angehört. Doch Sie wollten es. | Vierzig saure Dienstesjahre | Laß auch mich dir heut versüßen, | Pralines, Pariser Waaren, | Leg ich genießend dir zu Füßen. | Bühnenfreuden, Bühnenschmerzen | gleichen solchen Süßigkeiten; | Kurze Zeit dem Gaumen herzen, | dann - gewöhnlich Uebelkeiten. | Aber heut leb Illusionen! | Wie im ersten Bühnenkleid | Fühle dich auf Wolken thronen - | Aller Schein wird Wirklichkeit! | Wenn nach aber vierzig Jahren | Wir uns - ‚drüben' wieder finden […]".
Anna Kratz trat ab 1846 am Bonner Theater in Kinderrollen auf, war ab 1850 als Sängerin in Holland und in der Schweiz tätig, danach in Hamburg, Riga und Berlin. 1860 kam sie nach Wien ans Carltheater, daraufhin wurde sie von Laube ans Burgtheater engagiert (Debüt 1. Mai 1861).
Der aus Hamburg stammende Schauspieler wurde 1864 von Heinrich Laube ans Wiener Burgtheater geholt, wo er als Liebhaber und später als Bonvivant und Charakterdarsteller, seit 1880 auch als Regisseur erfolgreich war. Hugo von Hofmannsthal schreibt in seinem Nachruf: "Ich suche Hartmann in meinem Gedächtnis, und sehe zahllose Gestalten. Lebendig springen sie hervor, sein Clarence und sein Mercutio und sein König Heinrich und sein Leon [...]" (zit. n. Haeusserman, Das Wiener Burgtheater, Wien u. a., Molden, 1975, S. 58).