Schlenther, Paul, Publizist und Theaterdirektor (1854-1916). Eigenh. Brief mit U.

Wien, 15. V. 1909.

2 SS. auf gefalt. Doppelblatt. 8vo.

 140.00

An einen namentlich nicht genannten Adressaten: "Anbei das ominöse Telegramm, an dessen Inhalt ich erst Glauben konnte, als es uns in der Statthalterei bestätigt wurde. Das Ministerium des Innern soll prinzipiell alle auswärtigen Titulaturen ablehnen zu nostrafiziren. Das hat man in unseren Hofämtern offenbar nicht gewusst. Sonst wäre das schon im Winter zur Sprache gekommen. Vielleicht wäre es gescheiter gewesen, wenn man von Koburg gar nicht erst hier angefragt hätte. Ich bin preussischer Staatsangehöriger, und kein Mensch hat sich in Berlin erkundigt, ob ich den österreichischen Hofratstitel annehmen oder führen darf. Trotzdem reden mich preussische Behörden ruhig so an. Nun, ich denke, Sie werden über den dekorativen Zwischenfall hinweg kommen […]".

Paul Schlenther war von 1886-98 neben Theodor Fontane (1819-1898) und als Nachfolger Otto Brahms (1856-1912) Theaterkritiker der 'Vossischen Zeitung', propagierte das neue naturalistische Drama und setzte sich nachdrücklich für das Werk von Ibsen und Hauptmann ein. 1889 Mitbegründer der 'Freien Bühne' Berlin, wurde Schlenther 1898 als Direktor des Wiener Burgtheaters bestellt und kehrte 1910 als Theaterkritiker beim 'Berliner Tageblatt' nach Berlin zurück. Er war Mitherausgeber der deutschen Ibsen-Ausgabe (1898-1904), verwaltete gemeinsam mit Otto Pniower den Nachlaß Fontanes und edierte dessen Briefe. Vgl. Kosch III, 2493.

Auf Briefpapier mit gepr. Stempel der k. k. Hofburgtheater-Direction.

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