Hermann, Gottfried, klassischer Philologe (1772-1848). Eigenh. Brief mit U.

O. O. u. D., [1843].

½ S. auf Doppelblatt. 8vo. Mit eh. Adresse (Faltbrief).

 250.00

An Dr. Woldemar Ludwig Grenser, dem er einen altgriechischen Neologismus als Übersetzung von "Geburtshilfe" anbietet und mit einem Zitat aus Pindars erster Nemeischer Ode untermauert: "Ganz wörtlich läßt sich Geburtshilfe Griechisch durch 'tokárexis' ausdrücken, das mithin im Lateinischen in den casibus obliquis tocarexis, tocarexi, tocarexin zu declinieren ist. Zu statten kommt diesem Worte, daß das Verbum 'arégein' bei dem Pindar Nem, 1.72. von den Frauen, die der Alkmene bei der Geburt des Heracles beistanden, gebraucht ist: 'gynaíkas, hósai tychon Alkménas arégoisai léchei'. Hochachtungsvoll [...]".

Gottfried Hermann wirkte als Professor der Beredsamkeit und Poesie an der Universität Leipzig. Das Zitat in der zeitgenössischen Übersetzung von Tycho Mommsen: "die Frauen, die Beistand thaten bei Alkmenes Bett" [Des Pindaros Werke in die Versmaasse des Originals übersetzt, Leipzig 1846, S. 127, Gegenvers 3,49]. Grenser war Universitätsprofessor für Gynäkologe und Geburtshilfe in Leipzig und Dresden, wo er auch die Leitung des kgl. sächsischen Entbindungsinstituts übernahm. Hermanns Auskunft über altgriechische Begrifflichkeiten zur Geburtshilfe dürften Grensers Zeit in Leipzig (1843-1845) zuzuordnen sein, wo er den Begriff eventuell für eine Vorlesung oder Publikation benötigte.

Sammlervermerk in Blei: "ex to 1843." Mit Siegelresten und Ausrissen.